Wenn die Altersvorsorge ein Desaster ist. Und der Umgang mit Geld auch – hilft das!
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„Meine Altersvorsorge ist ein Desaster! Und mein Umgang mit Geld erst!“ Dieses Bekenntnis saß. Und wir schwiegen. Erst einmal.
Dann fingen wir an zu reden, auf dieser Party. Bei einem Glas Wein. Wir zwei. Ich, die Geldfrau. Und – nennen wir sie – Greta, eine Frau um die 40. Lebensfroh aber desinteressiert an einem bewussten Umgang mit Geld. Am Umgang mit ihrem Geld. Und an einer eigenen Altersvorsorge.
Sie erzählte ihr (Finanz)Leben im Schnelldurchlauf: Berufsausbildung, gesetzliche Rentenversicherung. Irgendwann kündigte sie, arbeitete selbständig. Die Rentenversicherung setzte sie aus. Nach einigen Jahren wurde die Selbständigkeit mühsam. Weil sie heiratete, fand sie die Auftragsflauten nicht schlimm.
Als die Geschäfte noch gut liefen, schwatzte die Bank ihr für die Altersvorsorge eine private Rentenversicherung mit hohen Abschlusskosten auf. Das erkannte Greta aber nicht. Sie fragte nicht nach, ignorierte das Kleingedruckte.
Später lernte sie einen sehr überzeugenden Finanzberater eines großen Finanzvertriebs kennen, der ihr eine Kapitallebensversicherung verkaufte. Noch teurer als ihre andere. Um die neue überhaupt besparen zu können, reduzierte sie die Beiträge der alten Versicherung.
Weil sie nicht weiß, was sie ausgibt, gerät sie auch immer wieder in den Dispo. Rücklagen hat sie nicht. Sparen hat sie nicht gelernt. Und jetzt lebt sie in Scheidung.
Ihre Vermögensbilanz: Kaum gesetzliche Rente. 2 private Versicherungen, die sie mehr kosten als einbringen. Konsumschulden. Ein schlecht laufendes Geschäft.
Und jetzt, fragte sie mich in Weinlaune verzweifelt:
So viele Baustellen! Seit zwei Jahrzehnten Stillstand.
Wie anfangen beim Geld und der Altersvorsorge, also der Zeit, wenn wir nicht mehr für Geld arbeiten wollen, dürfen oder können?
Diese Frage höre ich oft und kann sie gut nachvollziehen. Die wenigsten von uns lernen einen guten Umgang mit Geld von ihren Eltern. Und wie sie zu einem Vermögen kommen, sei es auch nur ein kleines.
Das Gute beim Geld und dem Vermögensaufbau unter anderem als Altersvorsorge ist: Es ist erlernbar – der gute Umgang mit Geld und der Vermögensaufbau. Sie können das auch!
Und selbst dann, wenn Sie grottenschlecht in Mathe waren (oder glauben, es zu sein). Denn das Entscheidende bei diesem Thema hat mit Mathe nichts zu tun. Sondern mit Ihnen, Ihrer Einstellung zu sich, dem Leben, zu Geld, den eigenen Bedürfnissen. Und: Ihrem Willen.
Beim Geld und der Geldanlage machen wir alle Fehler. Wichtig ist: Daraus zu lernen und nicht den Kopf einzuziehen. Vergeben Sie sich Ihre Fehler. Denn woraus lernen wir am Meisten? Aus Fehlern. Genau. Bei Kindern bewerten wir Fehler deshalb positiv. Als Erwachsene aber scheinen wir vergessen zu haben, wie wir daran wachsen können.
Also weg mit altem Denken, alten Mustern, alten Ausreden, alten Fehlern. Neues Denken schaffen, neue Muster. Ohne Ausreden. Und weitere Fehler.
Ihre Freunde nehmen Sie auch ernst. Kümmern sich um sie. Oder Ihre Familie. Und was ist mit Ihrem Äußeren? Ihren Haaren? Genau. Sie entscheiden, was wichtig ist im Leben. Was nicht wichtig ist, wird auch nicht gut.
Wie Sie Geld ernst nehmen?
Indem Sie sich und Ihre Bedürfnisse wichtig nehmen. Sich selbst wertschätzen. Und: Sich vorstellen, wie es wäre, plötzlich kein Geld mehr zu haben. Heute. Jetzt. Sofort.
Was passiert dann? Sie müssten Essen stehlen. Die Frage, woher Sie sauberes Wasser bekämen, würde existentiell. Ihr Vermieter würde Ihnen kündigen, der Strom abgestellt, die Krankenkasse würde eine Erklärung verlangen … ohne Geld funktioniert unser Leben nicht (mehr).
Geld ist eine kostbare Ressource für die meisten von uns. Nur wenige haben Sie im Überfluss. Schätzen Sie sie. Denn nur dann gehen Sie bewusst und vorsichtig mit ihr um. Sie wurmt nämlich dann der Dispo, weil Sie dafür hohe Zinsen zahlen. Dann fragen Sie nach, wenn jemand um Ihr Vertrauen buhlt, weil er oder sie Ihr Geld will – wie Produktverkäufer. Dann kümmert es Sie, wie viel Geld Sie für Ihre Arbeit erhalten. Und so weiter.
Sie beschäftigen sich nicht gern mit dem Alter? Und deshalb auch nicht mit der Vorsorge für diese Lebensphase?
Das ist zutiefst menschlich. Und hat auch etwas mit unserer Herkunft als Naturwesen zu tun. Wir sind noch mehr Affen, als wir uns das eingestehen wollen. Mit Gehirnen, die auf Überleben trainiert sind und deshalb im Augenblick leben und nicht für die Zukunft.
Das hilft Ihnen aber nicht. Denn Sie werden älter als alle Generationen vor Ihnen. Wie GROSSARTIG! Aber dafür brauchen Sie Geld. Ohne Moss … Sie wissen es … nix los.
Sie müssen deshalb ein wenig tricksen mit sich. Überlegen Sie sich also, was Sie in den nächsten 60, 50 oder 30 Jahren noch alles anstellen wollen. Schreiben Sie eine Lebensliste, wie diese hier; auf der 1.000 Dinge stehen. Machen Sie Pläne. Setzen Sie sich Ziele.
Nichts ist so motivierend wie ein Ziel. Denn dann wissen Sie, wofür Sie sparen.
So, wie als Kind, als Sie sich nichts sehnlicher wünschten als einen Walkman, oder diese schicke Jeans, die Umhängetasche oder dieses Spielzeug, wie hieß es doch gleich … ? Also doch noch Motorrad fahren? Oder einmal 1. Klasse fliegen? Jeden Tag Torte essen?
Haben Sie Ziele für Ihr weiteres Leben, große und kleine. Dann fällt das Beschäftigen mit der Altersvorsorge … ähm, Zielvorsorge … leichter und wird zur Freude. Und aufregend dazu.
Haben Sie darüber schon mal ernsthaft nachgedacht. Ich meine: Wirklich! Ernsthaft?!?! Und nicht nur so nebenbei? Hm. Genau. Seien Sie schlauer.
Nehmen Sie sich die Zeit, setzen Sie sich hin und spielen Sie mal im Kopf durch: Wovon leben Sie, wenn Sie kein Geld mehr verdienen können oder wollen? Wo kommt das Moos dann her? Soll ja noch was los sein in Ihrem Leben. So ab 70.
Schreiben Sie Ihre Gedanken auf einen Zettel. In Worten und am besten auch in Zahlen. Dann suchen Sie sich Ihre gesetzliche Renteninformation heraus mit den bisher erreichten Rentenansprüchen, dazu die privaten Vorsorgeverträge, die Betriebsrente und alles, was Sie sonst noch so haben. Ihren Depotauszug. Immobilien? Also alles, was die Aktenordner hergeben.
Dann rechnen Sie zusammen. Aus welchen Quellen käme Ihre Rente? Aus einer? Zweien? Aus mehreren? Sind diese sinnvoll, verlässlich und nachhaltig?
Und: Könnten Sie heute von dem bisher Erreichten schon leben? Sagen wir, 25 Jahre lang? Von 65 bis 90? Oder auch 30 Jahre. Von 60 bis 95? Wenn nicht ist es Zeit, die Finanzen zu ordnen, Gelder zum Sparen freizusetzen und dann loszulegen mit dem Vermögensaufbau zum Beispiel mit ETFs.
Glückwunsch, wenn Sie bis hierhin gelesen haben. Alle Achtung!
Sie wollen Geld also ernst zu nehmen, schmieden Pläne für Ihre Zeit nach 65 und sehen, Ihr Vermögen reicht noch nicht im Alter? Sie müssten also mehr tun – nur, wo denn jetzt ANFANGEN???
Das Wichtigste ist: Dass Sie überhaupt anfangen. Da ist schon fast egal, was Sie tun. Wichtig ist, loszulegen. Dann kommt eins zum nächsten.
Dann schauen Sie sich meinen Online-Kurs „Endlich die Finanzen im Griff“ an. Mit diesem Kurs lichten Sie Ihre Finanzen und starten in eine selbstbestimmte Altersvorsorge.
Lesen Sie Bücher. Ich stelle in meiner Rubrik Buchtipp! regelmäßig lesenswerte Finanzbücher vor.
Reden Sie mit Freunden, der Familie, im Bekanntenkreis über Geld. Einfach mal keck fragen: Wieviel gibst du im Monat für Lebensmittel aus? Wie verteilt ihr die Familienausgaben? Habt ihr ein gemeinsames Konto? Wie sieht deine Altersvorsorge aus – wovon lebst du ab 65? Wie spart ihr für den Urlaub?
Ein sehr schön geschriebener Artikel der in weiten Teilen der Bevölkerung unaufgedeckter Alltag sein dürfte. Was mir bis heute ein Rätsel ist, ist die Tatsache wie Menschen die jetzt nicht wirklich quasi mittellos sind in einen Dispo reinlaufen. Falsche Finanzprodukte…klar, Verkäufer quatscht halt etwas auf. Falsche Entscheidung getroffen, auch klar, blöd gelaufen. Womöglich kein Interesse am Investieren. Alles nachvollziehbar, aber weniger auszugeben als man hat ist doch eigentlich nichts, was man erlernen muss wenn man nicht grade 10 Jahre alt ist und seine Eltern um mehr Taschengeld anbettelt weil man sich verschätzt hat.
Und selbst wenn das 1-2x passiert. Spätestens dann müsste es doch irgendwann klick machen und man sich selbst eingestehen, dass man irgendwie mehr ausgibt als man einnimmt und man vielleicht einfach mal aufschreibt was man wann wofür ausgegeben hat. Und da tauchen schnell große Kostenblöcke auf.
Mir geht es ja nicht anders. Wenn ich heute mal schaue welche finanziellen unsinnige Wege ich zwischen 18 und 30 eingeschlagen habe, dann schüttele ich über mich selbst den Kopf. Aber ich kann mich nicht erinnern wann ich jemals mehr ausgegeben hätte als ich besitze…..vielleicht irgendwann zu Grundschul-Zeiten?
Danke Daniel! Ich wäre mit Anfang 20 leider auch nicht auf die Idee gekommen, meine Ausgaben aufzulisten. Ist schon komisch. Dabei liegt es doch auf der Hand, den Überblick über die eigenen Finanzen zu haben. Wir brauchen dringend Vorbilder und Lehrer’innen, damit endlich mehr praktisches Finanzwissen selbstverständlich wird.
Liebe Geldfrau,
der Artikel trifft auch auf mich zu…keine wirkliche Ahnung von irgendwas und dann lässt man sich so alles aufschwatzen. Aber im Laufe der Jahre und mit ein wenig mehr Lebenserfahrung kann man sich neu aufstellen und ich kann deine Tipps nur bestätigen: Haushaltsbuch führen, Einnahmen und Ausgaben im Griff halten, Versicherungen checken, regelmässiger Sparbetrag/Sparplan umsetzen und dann läuft das fast von selbst.
Das schöne an der heutigen Zeit ist natürlich auch, das man sich im Netz mit ganz wenig Mühe informieren kann…wenn man dann will.
Eine einfache Finanzregel möchte ich noch von mir geben: „Wenn du im Monat weniger ausgegeben als eingenommen hast, hast du schon einiges richtig gemacht“.
Lieben Gruß und weiter so !
Arminius