Was Krisen doch so alles auslösen! Die Europäische Zentralbank, die EZB, eine der mächtigsten Institutionen der Eurozone und der Welt fragt uns nach unserer Meinung. Das ist ja ein Ding!
Notenbank ist Hüterin des Euro
Hauptaufgabe der Europäischen Zentralbank ist es, den Euro stabil zu halten. Stabil heißt in diesem Fall: unter (oder nahe) 2 Prozent jährliche Inflation der Verbraucherpreise. Die offizielle Kennzahl, um die es sich hierbei handelt, heißt „Harmonisierter Verbraucherpreis Index“, kurz HVPI.
Die EZB legt den Leitzins in der Eurozone fest.
EZB als Bank der Banken und Retterin
Darüber hinaus versorgt die EZB als Bank der europäischen Banken das Finanzsystem mit Euro, dem Zahlungsmittel der Eurozone. Sie „produziert“ dieses Geld. Aus dem Nichts, wie es immer so schön heißt.
Nur etwa 10% dieses „Geldes“ sind dabei Münzgeld und Scheine. 90% dagegen sind reines Buchgeld, also lediglich Zahlenkolonnen auf Bankkonten z.B.
Seit der Finanzkrise 2008 hält die EZB den Leitzins nahe Null. Sie pumpte hunderte Milliarden zusätzlicher Euro in das Bankensystem und kaufte den Banken bis heute (März 2020) hauptsächlich Staatsanleihen im Gegenwert von rund 2,6 Billionen € ab. Geld, das seither im Wirtschaftssystem zirkuliert.
Solche Anleiheaufkäufe sind umstritten. Warum? Weil sie die Gefahr bergen, zu einer hohen Inflation der Verbraucherpreise zu führen, also dem Verlust von Kaufkraft.
Steigen die Preise und bleibt unser Einkommen gleich, erhalten wir schlicht weniger Waren und Dienste für unser Geld. Das bedeutet Inflation.
In den vergangenen Jahren pendelte die jährliche Inflationsrate um die 2 Prozent, tendenziell darunter. Wo die vielen zusätzlichen Milliarden angekommen sind, waren also nicht die Verbraucherpreise, sondern die Vermögenswerte wie Aktien, Immobilien, Gold. Diese Werte berücksichtigt der HVPI nämlich nicht, nur die Immobilienpreisen fließen über höhere Mieten sehr verzögert in den Verbraucherpreisindex mit ein.
Zentralbank will zuhören, schreibt sie
Bis 24. April bittet die EZB uns alle, ihre Fragen zu beantworten. Sie will zuhören, wie sie auf ihren Internetseiten schreibt. Tun Sie es bitte, sagen Sie der EZB Ihre Meinung. Auch wenn Sie nicht alles verstehen sollten. Dann schreiben Sie eben das hin, was Sie verstanden haben oder glauben zu verstehen oder warum Sie es eben nicht verstehen.
Auch das erreicht die Europäische Zentralbank. Nutzen Sie dieses demokratische Angebot. Auch wenn die EZB keine demokratische Institution ist. Denn ihr Führungszirkel wird nicht von den europäischen Bürger’innen in freier Wahl gewählt.
Zum Fragebogen der EZB
Das haben andere geantwortet
Der umtriebige Wirtschaftsjournalist Norbert Häring hat auf seinem Blog Geld und mehr 4 Politikwissenschaftler und Ökonomen unterschiedlicher Geisteshaltung gebeten, den Fragebogen öffentlich zu beantworten. Leider hat er nur Männer angesprochen: Joseph Huber, Thomas Mayer, Helge Peukert und Heiner Flassbeck.
Die Antworten stehen hier. Auszug aus Frage 2:
Härings Blog ist ohnehin eine Leseempfehlung. Machen Sie mit beim EZB-Fragebogen. Diese Chance erhalten Sie wohl kein zweites Mal.
„Stabil heißt in diesem Fall: unter 2 Prozent jährliche Inflation der Verbraucherprei- se.“ Das stimmt nicht ganz. Stabil heißt unter aber nahe bei 2%. Das ist ein wichtiger Unterschied, weil Inflation nicht nur zu hoch sondern auch zu niedrig sein kann. Gerade in den letzten Jahren wurde das Inflationsziel in Europa eher unter- als überschritten.
Lieber Karl,
Sie haben freilich völlig Recht! Eine feiner und wichtiger Unterschied.
Liebe Geldfrau,
vielen Dank, dass du diesen Link beworben hast. Mir war nicht bewusst, dass die EZB so eine Umfrage überhaupt unterstützt und (hoffentlich) auch auswertet. Das ist ja an sich sympathisch.
Meine Antworten waren trotzdem generell negativ bezüglich der EZB Zinspolitik. Warum sollte eine Instanz, die unendlich viel Geld erschaffen kann und so auch die Märkte aufbläst, für Stabilität sorgen können?Stabile Preise könnte der Markt auch ganz gut alleine erhalten, wenn man ihn nur lassen würde. Nicht die Gelddruckmaschinen anwerfen, sobald ein Politiker ein unrealistisches Wahlversprechen einhalten möchte. Dafür zahle ich nicht gerne mit meiner Rente…