Das ist doch mal eine Ansage, die einer der Gründer von Finanzfluss, Thomas Kehl, hier macht: „Das einzige Buch, das du über Finanzen lesen solltest.“ So jedenfalls haben er, Co-Autorin Mona Linke und der Verlag das heute erscheinende Buch genannt. Das erste Buch von Thomas Kehl. Sein einziges? Na dann. Lese ich mal dieses einzige Buch, auf das die große Finanzfluss-Community schon lange wartet.
Der Autor
Thomas Kehl, Anfang 30, ist das Gesicht von Finanzfluss, einem Youtube-Kanal für Finanzbildung. Zumindest haben Kehl und Mitgründer Arno Krieger 2015 so angefangen. Heute gibt es neben Finanzfluss-YouTube ein Weblog, Rechen-Tools, einen Lerncampus, einen Podcast und einiges mehr.
Thomas hat Finanzen und BWL an der Frankfurt School of Finance and Management und der ESCP Europe in Paris und London studiert. Er spricht neben Englisch fließend Französisch, denn er hat französische Wurzeln. Bereits als Teenager interessierte sich Thomas für Aktien und investierte; er wollte Banker werden.
Nach dem Studium arbeitete er sogar eine Weile als Investmentbanker, kündigte den Job in London aber, um den schnell wachsenden Finanzfluss-Kanal weiter aufzubauen. Heute gehört Finanzfluss zu den bekanntesten und reichweitenstärksten Finanzkanälen auf YouTube mit über 900.000 Abonnent’innen.
Thomas ist gern gesehener Gast auch auf Großevents wie der Invest, wie hier 2019, wo Thomas und ich, eingeladen von der Börse Stuttgart, „Kohle tindern“, ein nicht ganz ernst gemeintes Spiel um Aktien und ihre Charts.
Co-Autorin Mona Linke ist Redakteurin bei Finanzfluss und verantwortet unter anderem den Newsletter des Portals. Welchen Anteil sie am Buch hat, geht aus dem Buch nicht hervor.
Darum geht es
In 9 Kapiteln blättert Thomas Basiswissen und bewährte Erfahrungen auf, wie sich gut mit Geld umgehen und Vermögen aufbauen lässt. Der Untertitel meint dazu: Der entspannte Weg zum Vermögen.
Ohne lange Vorrede haut uns Thomas in Kapitel 1 erstmal sieben finanzielle Denkfehler um die Ohren. Recht so. Da wird gleich zu Anfang aufgeräumt mit hartnäckigen wie falschen Glaubenssätzen wie: Ohne Finanzberater geht es nicht, Geld hat die Welt zu einem schlechteren Ort gemacht und die Politik wird schon für uns sorgen. Tja, nicht wirklich.
Ich hätte noch einen Denkfehler addiert, Nr. acht also: Geld ist nicht wichtig.
In Kapitel 2 stellt der Autor die „Weichen für deine finanzielle Zukunft“: Ziele setzen, Stand der eigenen Finanzen, die Kunst des Sparens und der Frage, welche Versicherungen gebraucht werden.
Kapitel 3 beschreibt die Klassiker der Geldanlage, Kapitel 4, 5 und 6 widmet sich Immobilien, Aktien und Fonds inklusive der ETFs. Immobilie kaufen oder doch lieber mieten und warum? Was sind Aktien, wie entstehen Aktienkurse und was sind schlechte Risiken von Aktien – das sind einige Aspekte, die Thomas erklärt. Und bei den Fonds werden aktive von passiven unterschieden, mit Vorzügen und Nachteilen. Und warum die Strategie „lebe aktiv, investiere passiv“ so viel Charme hat.
… und so geht es praktisch
Mit Kapitel 7 wird es handfest. Hier skizziert der Autor, wie Mensch in vier Schritten zum ersten Investment kommt – mit der persönlich passenden Balance zwischen Risiko und Sicherheit, dem Zusammenstellen des Weltportfolios von Gerd Kommer und der Depot-Eröffnung.
Das nachfolgende Kapitel 8 klärt auf, was Newbies an der Börse immer wissen wollen: Wann ist der richtige Zeitpunkt zum Loslegen zum Beispiel? Oder: Was tun im Crash? Und: Geht das überhaupt, „grün investieren“.
Und schließlich in Kapitel 9 zieht Thomas den Kreis zurück zu Kapitel 1. Denn er gibt den Leser’innen 5 Argumente an die Hand, was aufgeräumte und organisierte Finanzen mit Glück, Freiheit und Selbstverwirklichung zu tun haben. Und mit Eigenständigkeit, füge ich noch an. Wer danach noch nicht überzeugt ist, dass es gut für das eigene Leben ist, sich selbst bewusst um seine Finanzen zu kümmern, liest am besten nochmal von vorn.
Die Stärken des Finanzbuches
Das Buch ist einfach geschrieben und fasst bewährtes Wissen ansprechend zusammen, ohne zu viele detaillierte Hintergrundinformationen oder wissenschaftliche Querverweise. Das erleichtert den Zugang und das Lesen. Nach jedem Kapital gibt es eine Zusammenfassung mit den wichtigsten Punkten, treffend genannt: Auf den Punkt. Das hilft, das Gelesene im Kopf nochmal zu ordnen. Und ein Glossar am Ende erklärt nochmal die wichtigsten Finanzbegriffe.
Die Kapitel und Unterkapitel sind kurz gehalten, sodass das Buch gut in der Bahn gelesen werden kann, als Bettlektüre funktioniert oder auch im Urlaub. Die Kapitel bauen nicht zwingend aufeinander auf. Es lässt sich also munter hin- und herblättern, je nach Vorwissen und Neugier.
Besonders interessant wird es, wenn Thomas von sich erzählt, wie er als junger Mann kurzzeitig für einen Strukturvertrieb gearbeitet und Versicherungen vertickt hat. Oder was er von seinem Großvater gelernt hat in Bezug auf Freiheit und Finanzen.
Die Schwäche des einzigen Buches von Thomas Kehl
An manchen Stellen hatte ich das Gefühl, Thomas absolviert ein Pflichtprogramm. Motto: Es gehört dazu, auch ein Buch geschrieben zu haben. Der Text versprüht wenig Leidenschaft und transportiert keine sprachlichen Eigenheiten.
Außerdem hat Thomas Kehl sein Buch durchweg im männlichen Generikum geschrieben, also in der verallgemeinerten männlichen Form. Der Text spricht vom Anleger, Berater, Investor, Manager, Rentner, Aktionär, Freund oder Kunde. Das hat mich überrascht, weil ich Thomas als integrativen Menschen kennengelernt habe.
Der Schreibstil wirkt auf mich deshalb in Teilen ermüdend, was schade ist, weil Thomas sonst flott schreibt und so, als würde er sich mit der Community unterhalten.
Für wen sich das einzige Buch eignet
Das Buch eignet sich vor allem für junge Menschen, die ins Berufsleben starten oder gestartet sind und sich Gedanken über ihre Finanzen, das Leben, Reich werden und ja, auch die Altersvorsorge machen. Oder die von ETFs gelesen haben, den Exchange Traded Funds, und anfangen wollen, Aktien, Fonds, ETFs und überhaupt diesen ganzen Finanzkram von Sparen, Investieren und Rente zu verstehen.
Thomas liefert wichtige, erste Aspekte, Erfahrungen und Überlegungen, um an das Thema Finanzen anzudocken. Um eine Idee zu bekommen, um was es geht und gehen könnte und dass das alles nicht sooo kompliziert ist. Ein niedrigschwelliger Startpunkt für mehr.
Menschen im reiferen Alter finden im Buch auch viel Wissenswertes, wenn sie in das Thema starten möchten. Ihre Fragen zu Finanzen, Geldhaltung und Finanzplanung sind erfahrungsgemäß aber facettenreicher. Deshalb würde ich ihnen zum Start das Buch von Nikolaus Braun empfehlen.
Und das Versprechen?
Das einzige Buch zu sein, das du über Finanzen lesen solltest? Das ist natürlich Marketing. Ein Blickfang zum neugierig machen.
Ich lese den Titel so: Das einzige Buch, das du über Finanzen lesen solltest … und dann klick dich auf unseren Campus und auf unseren YouTube-Kanal, und geh mit den Finanzthemen im Buch, die angerissen werden, in die Tiefe.
Oder lies‘ dich weiter schlau auf anderen Blogs, Kanälen, Angeboten.
Wahrscheinlich ist es auch das einzige Buch, das Thomas Kehl schreiben wird. Ein Geschenk an die Community und ein Vervollständigen der Angebote von Finanzfluss. Denn selbstverständlich gibt es über die eigenen Finanzen und wie Vermögensaufbau geht, so viel mehr zu wissen, vor allem praktischer Natur, als in diesem Buch steht. Das weiß Thomas natürlich.
Deshalb ist das Buch kein Versprechen, sondern ein Türöffner ins sperrige Thema Finanzen und Geldanlage. Ein gelungenes.
Thomas Kehl und Mona Linke
Das einzige Buch, das du über Finanzen lesen solltest
Ullstein Verlag, 2021
9 Kapitel, 265 Seiten
Preis €
PS: Folge mir auf Instagram. In der Woche vom 17. bis 21. Januar verlose ich 3 Exemplare von Thomas Buch.
Schöne Zusammenfassung und auch sehr wohlwollend.
Tatsächlich hat das Buch doch die eine oder andere gravierende Schwäche, auch wenn ich es insgesamt gut finde für absolute Einsteiger, die eher breites als tiefes Wissen haben wollen und Finanzfluss vertrauen.
Ich habe das mal in einer eigenen Rezension dargestellt: https://t1p.de/qlp2j
Hi Alex,
ob die Schwächen gravierend sind, liegt ja im Auge des Betrachters und der Betrachterin 😉 Und ich finde, unsere Rezensionen lesen sich eher … ähnlich. Das Buch hat eine bestimmte Intention und die wird erfüllt.
Weiterhin schönes Lesen!