„Er droht, dass er nur noch so wenig arbeitet, dass er keinen Unterhalt mehr zahlen muss.“
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Die Stimme meiner Freundin zitterte. Sie erzählte mir, dass der Vater ihrer beiden Söhne am Telefon gedroht hatte: Er werde noch weniger arbeiten, damit er keinen Kindesunterhalt mehr an sie zahlen müsse. Grund für die Drohung? Sie hatte ihn gebeten, den ohnehin viel zu niedrigen Kindesunterhalt bitte zuverlässig jeden Monat zu überweisen, so wie mit dem Jugendamt vereinbart, und nicht nur ab und zu. Allein schaffe sie es nicht, trotz eigenem Vollzeitjob, alle Ausgaben für die Kinder zu bestreiten. Er lachte sie aus.
Seit diesem Telefonat plagt sie Existenzangst.
Mich hat dieses erniedrigende Verhalten des Vaters und die Angst vor der Zahlungsunfähigkeit, die meine Freundin seither vereinnahmt, aufgewühlt. Ich fing an, zu recherchieren. Weil ich herausfinden wollte, ob das ein charakterlicher Einzelfall ist, oder es auch anderen alleinerziehenden Müttern so geht.
Darüber lernte ich ein neues Wort: finanzielle Gewalt.
Finanzielle Gewalt spielt sich still im Privaten ab – manchmal aber auch im Job. Sie hinterlässt keine physischen Spuren, dafür seelische Narben, Verzweiflung, Existenzangst, Schuldgefühle, Selbstzweifel. Deshalb wird sie selten als das erkannt und benannt, was sie ist: als Gewalt.
Bei der Recherche fiel mir auf, wie vielfältig und alltäglich finanzielle Gewalt ist. Und dass sie oftmals akzeptiert wird von der Gesellschaft, teils als „Kavaliersdelikt“ verharmlost, wie das „Sich-Mittellos-Rechnen“, um möglichst keinen Unterhalt an Kinder und Ex-Frauen zahlen zu müssen.
Oder es werden Witze auf Bühnen gemacht, dass der Mann seinen Lohn verheimlicht. Was als offenbar als normal empfunden und damit begründet wird: Wir in Deutschland machen ja ein Staatsgeheimnis um unser Geld. So habe ich es in der Mai-Ausgabe von Die Anstalt vom ZDF gesehen. Eine Sendung, die ich sehr schätze.
Verheimlichen der eigenen, finanziellen Ressourcen vor der Partnerin, dem Partner? Das ist zwar nicht automatisch finanzielle Gewalt, es kommt auf die Abhängigkeiten an. Aber in einer Ehe bewusst das eigene Gehalt verheimlichen? Und das Publikum lacht darüber? Für mich tun sich da Abgründe auf:
Grenzüberschreitend ist bereits, wenn Mütter bei der Haushaltsführung überall knapsen müssen, die Männer sich aber große Autos kaufen, weil sie denken, es stehe ihnen zu. Schließlich verdienten sie ja das Geld! Oder der Vater, der mit seinen Kumpels in den Urlaub fährt, während die Mutter von ihrem Elterngeld das Essen der Familie und die Ausgaben der Kinder zahlt. Geld für ihre normale Kosmetik hat sie nicht mehr, weil er gemeinsames Geld ablehnt.
Das Verschweigen des eigenen Verdienstes als Alleinverdiener, oder ob Familienvermögen da und wie es angelegt ist, das ist finanzielle Gewalt. Oder der Ehevertrag zur Gütertrennung, dem die Frau ohne Ausgleich zustimmen soll. Dadurch werden absichtlich Verfügungs- und Machtgefälle hergestellt, die die Ansprüche und Rechte einer Partei verletzen.
Finanzielle Gewalt stürzt besonders Mütter in Existenznöte, aber auch (mitarbeitende) Ehefrauen ohne eigenes oder sehr niedriges Einkommen. Sie nimmt Freiheiten, beutet aus, erniedrigt, demütigt und bringt Menschen um Lebenschancen. Es wird Zeit, dass auch diese strukturelle Gewalt in die Öffentlichkeit gerückt wird.
Vielen Frauen ist oft nicht bewusst, dass ihnen über den ökonomischen Hebel Gewalt angetan wird. Sie empfinden zwar Wut oder Ohnmacht, oder fühlen sich schlecht und gedemütigt. Sie haben aber kein Wort dafür, was ihnen widerfährt. Und damit öffnen sich auch keine Lösungen, wenn ich dem Gefühl keinen Namen geben kann.
Viele Frauen stecken finanziell zurück, wenn Kinder kommen, gehen in Teilzeit, geben finanzielle Selbstbestimmtheit auf und hoffen auf die Loyalität und Fairness ihrer Partner und Partnerinnen. Und werden enttäuscht.
Ich habe keine Studie gefunden, die sich mit finanzieller Gewalt auseinandersetzt. Dabei ist sie ganz offensichtlich Bestandteil vieler Beziehungen und Ehen – ohne, dass wir das voneinander wissen. Ein Grund dafür ist sicher, weil wir viel zu wenig untereinander über unsere persönlichen Finanzen reden und das, was sich damit verbindet. Scham hält uns davon ab und der (falsche) Gedanke, dass es nur einen persönlich betrifft.
Finanzielle Gewalt ist ein gesellschaftliches Tabu.
Dabei ist sie kein rein privates, sondern ein strukturelles Problem. Zwar werden Ursachen und Folgen in soziologischen Studien beschrieben. Der Begriff aber, finanzielle oder ökonomische Gewalt, wird selten verwendet und gehört nicht zum aktiven, gesellschaftlichen Wortschatz. Und ökonomische oder finanzielle Gewalt steht auch in keinem Gesetz.
So heißt ein Buch von Katharina Martin, das sie 2005 über die Formen der finanziellen Gewalt geschrieben hat.
Sie definiert:
Von Ehepartnern, Vätern, Ex-Partner’innen, Eltern — durch Traditionen, alte Rollenbilder, gesellschaftliche Normen und sogar Gesetze, besonders im Steuerrecht. Aber nicht allein. Martin schreibt auch von Helfershelfer’innen in Banken, Anwalts- und Notarkanzleien und auf Richterbänken.
Die Begriffsdefinition von Katharina Martin ergänzt die Broschüre der Stadt Oberhausen „Finanzielle Gewalt erkennen – Freiheit beginnt, wo Kontrolle endet.“
Finanzielle Abhängigkeit ist also nicht gleichzusetzen mit finanzieller Gewalt. Der Missbrauch dieser Abhängigkeit ist Gewalt.
Wenn zwei Menschen vereinbaren, der oder die eine macht den Haushalt und der oder die andere schafft das Geld heran, alles wird geteilt und das Paar wirtschaftet gemeinsam, dann ist das kein Missbrauch. Es ist eine Form von Partnerschaft und Teamwork.
Öffentlich wird finanzielle Gewalt nur sehr rudimentär thematisiert und dann auch nicht unter dem Gewaltbegriff.
Auf den Internetseiten des Bundesministeriums für Familien, Senioren, Frauen und Jugend finden sich sehr gute Hintergrundinformationen zu Formen der Gewalt. Finanzielle Gewalt fehlt.
Wo sie als ökonomische Gewalt auftaucht, ist in der Kriminalstatistischen Auswertung von Partnerschaftsgewalt als Tatbestand der Verletzung der Unterhaltspflicht. Das stellt nämlich eine Straftat nach § 170 StGB dar, muss aber angezeigt werden.
Opfer von partnerschaftlicher Gewalt waren 2021 zu 80 % Frauen und 20 % Männer bei 143.600 erfassten Opfern „vollendeter und versuchter Delikte“. Partnerschaftliche Gewalt wird auch als „häusliche Gewalt“ bezeichnet – und dazu gehört offenbar auch die der finanziellen Gewalt.
Es ist also davon auszugehen: Ökonomische Gewalt geht überwiegend von Männern aus. Betroffen sind meist Frauen und Mütter, die in Ehen oder Partnerschaften leben oder getrennt sind, und deren (Ex-)Männer ihre finanzielle Überlegenheit durch eine durchgehende Erwerbsbiografie und die ökonomische Abhängigkeit der Frauen, v.a. wegen der Kinder, ausnutzen.
Es beginnt mit der großen Liebe – und mündet in Gewalt. Gewalt gegen Frauen.
Alleinerziehenden Müttern den Kindesunterhalt vorzuenthalten oder ihn willkürlich zu kürzen und nicht den Unterhalt gemäß der Düsseldorfer Tabelle zu zahlen, auch das ist finanzielle Gewalt. Oder den Unterhalt für die eigenen Kinder nur unregelmäßig zu überweisen. Das missbraucht die finanzielle Abhängigkeit der Kinder und der sie betreuenden und pflegenden Mütter.
Wer sich seiner gesetzlichen Unterhaltspflicht entzieht, begeht sogar eine Straftat.
Wer keinen Unterhalt zahlt, es aber könnte, begeht eine Straftat nach § 170 Strafgesetzbuch (StGB). Es ist die einzige finanzielle Gewalt, die benannt und per Gesetz bestraft wird.
(1) Wer sich einer gesetzlichen Unterhaltspflicht entzieht, so daß der Lebensbedarf des Unterhaltsberechtigten gefährdet ist …, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
2021 wurden 2.604 Tatverdächtige wegen Verletzung der Unterhaltspflicht registriert, davon rund 94 % männliche und 6 % weibliche. Eine geringe Zahl, wenn man sich die Statistik zum Unterhaltsvorschuss ansieht. Unterhaltsvorschuss erhalten Kinder von Alleinerziehenden, die keinen oder nur sporadisch Unterhalt des jeweils anderen Elternteils erhalten, aus welchen Gründen auch immer.
Die Jugendämter meldeten 2021 rund 830.000 anspruchsberechtigte Kinder, weil überwiegend ihre Väter nicht wie gesetzlich vorgesehen Unterhalt zahlen. Die Dunkelziffer liegt vermutlich höher. Wie viele der nicht zahlenden Unterhaltspflichtigen tatsächlich wirtschaftlich nicht in der Lage sind, ihre Kinder zu unterhalten, wird statistisch nicht erfasst.
Vor diesem Hintergrund und der Tatsache, dass 2021 mehr als 2,1 Millionen Frauen alleinerziehend waren, lässt sich schlussfolgern:
Finanzielle Gewalt ist für alleinerziehende Mütter Alltag; es ist ein Massenphänomen.
Dass sich finanzielle Gewalt quer durch die Gesellschaft zieht, zeigen die vielen Kommentare auf meinem Instagram-Kanal Geldfrau.
Dort hatte ich über das Thema geschrieben und meine Follower’innen gebeten, mir ihre Erfahrungen zu schreiben. Die Reaktionen waren überwältigend. Hier eine kleine Auswahl der über 50 Kommentare:
Die Broschüre der Stadt Oberhausen listet systematisch weitere Tatbestände auf, die als finanzielle Gewalt in Partnerschaften und in Ehen einzustufen sind:
Ein Mensch, der Ihnen Gewalt über den Hebel Geld antut, liebt Sie nicht. Er oder sie nutzt Sie aus, demütigt, verletzt, entmündigt aus einer Position der Macht heraus. Missbrauch unter dem Deckmantel der Liebe.
Finanzielle Gewalt ist für mich ein Indiz für eine toxische Beziehung. In einer Partnerschaft unterstützen wir einander und teilen.
Ich möchte gern daran glauben, dass womöglich manchen Tätern nicht bewusst ist, dass sie finanzielle Gewalt ausüben und sich damit in ihrer Beziehung toxisch verhalten. Sie denken vielleicht, das „mache man so“, weil sie es bei ihren Eltern so gesehen haben. Hier könnte ansprechen und reden helfen.
Wo das nicht (mehr) hilft oder noch nie geholfen hat, ist Trennung wahrscheinlich der Ausweg. Die finanzielle Gewalt könnte dann allerdings in anderer Form weitergehen.
Nehmen Sie Ihr Gefühl ernst. Unser „Bauch“, unsere Intuition, erkennt früh, dass etwas nicht stimmt.
Suchen Sie das Gespräch, um die finanzielle Gewalt sichtbar zu machen und zu beenden.
Entziehen Sie sich der Gewalt, indem Sie NEIN sagen und verhandeln.
Beschäftigen Sie sich mit Finanzen und ganz konkret mit dem Punkt, bei dem Ihnen finanzielle Gewalt angetan wird. Mit Finanzbildung erkennen Sie diese Form der Gewalt leichter und wissen eher, was Sie tun können.
Holen Sie sich Hilfe, damit Sie strategisch in Ihrer Beziehung die finanzielle Gewalt ansprechen können. Und wieder handlungsfähig werden.
Reden Sie mit jemandem darüber, dem Sie vertrauen und der den Täter nicht kennt. Das kann im beruflichen Umfeld sein oder professionelle Stellen in der kommunalen Familienhilfe. Aber auch Familienanwältinnen, Verbraucherschützerinnen, Frauenhäuser oder auch städtische Schuldnerberatungsstellen.
Wenn Sie sich hier wiederfinden, schreiben Sie mir in die Kommentare Ihre Meinung, wie Sie damit umgehen oder umgegangen sind oder sich aus der Situation befreit haben. Das hilft anderen Frauen. Auch wenn Sie wissenschaftliche Studien zum Thema kennen und Auswertungen, freue ich mich über einen Hinweis.
Wenn Sie mehr über Ihre persönliche Finanzen lernen möchten, sehen Sie sich meinen Grundlagenkurs an: „Endlich die eigenen Finanzen im Griff“.
Dort lernen Sie nicht nur neues Wissen und erkennen Zusammenhängen. Sie tanken auch Selbstbewusstsein, für sich finanziell in der Partnerschaft einzustehen – oder den Schritt in die Eigenständigkeit zu wagen.
Quellen:
Statistik zur Partnerschaftsgewalt
Verletzung der Unterhaltspflicht ist strafbar
Istanbul-Konvention, Verbessern des Schutzes für Frauen gegen Gewalt
Broschüre zum Eherecht
Bild: veränderter Auszug aus der Broschüre der Stadt Oberhausen vom Kommunalen Integrationszentrum zum Erkennen finanzieller Gewalt
Hallo, toll und Danke, dass Sie das Thema aufgreifen.
Ich habe eine sehr krasse Geschichte. Ich verlor meinen Job als Architektin wegen meiner Mutterschaft und so kam ich zum Unternehmertum. Ich bekam nie angemessene Finanzierungen. Mein Mitbewerber wurde mit 200 Mio finanziert und ich mit meiner Firma … 2009 mit einer Kreditlinie in Höhe 70.000 Euro, 9% Zinsen und Entzug selbiger nach ein paar Jahren, wegen angeblich schlechter Bonität … 2021 habe ich entdeckt, dass auf mich und meine Firma … Bankkonten entstanden sind, die ich nicht eröffnet habe … Die besagte Bank führte mich nach Ende der Geschäftsbeziehung als Priority Person mit 500.000 Kreditlimit täglich weiter, heute noch verfügbar 500.000 Euro, stand in der Datenbank. Namhafte Banken sind an dieser Identitätseinverleibung involviert. Hilfe und Unterstützung gab es so gut wie nicht. … Ich habe masslos übertriebene bitterböse Businesssatiren angefangen zu schreiben.
Auf Linkedin, Instagram, Facebook und in Suchmaschinen wird meine Reichweite eingeschränkt, während große Unternehmen mit meiner kleinen Firma als key Word Werbung machen und mir den Sichtbarkeitsplatz wegnehmen, wenn jemand nach meiner Firma sucht. … Anlaufstellen existieren nicht, wohlgemerkt könnte auch ein Falschverdacht wegen Geldwäsche drohen, der mit 5 bis 10 Jahren Gefängnis bedroht ist. Eine Kontoschließungspolizei existiert nicht, auch keine Datenpolizei.
… Es ist unfassbar, besonders aber auch die Ignoranz der Behörden wie der Bafin. Mir wurde im Grunde mein komplettes liquides Vermögen entzogen durch finanzielle Gewalt und der Erfolg meiner Firma stark behindert durch Kreditgewalt … Die finazielle Gewalt bestimmt unser aller Leben sehr und lässt echte Freiheit nicht zu. Ich habe jedoch nie aufgehört davon zu träumen, und auch von einer echten Demokratie. Die Wirtschaft und gleichberechtigter Zugang zu Ressourcen, auch Kapitalressorucen ist dafür die Lösung … Dazu muss man aber die verhinderten Potentiale und volkswirtschaftlichen und sonstigen Schäden (z.B. auch für die Kinder) durch finanzielle Gewalt erst einmal entdecken. Noch ist das Thema der unsichtbare Elefant im Raum. Weniger Gewalt auf allen Ebenen, das wünsche ich mir.
(gekürzt)
Liebe Eva,
puh, hard stuff! Deine Schilderungen klingen etwas verworren für Außenstehende. Im Finanzwesen gibt es die finanzielle Gewalt z.B. auch, wenn Frauen allein – ähnlich wie du – keinen Kredit erhalten oder nur zu schlechteren Konditionen. Ihnen als Chancen beschnitten werden. Ja, es ist ein großes Feld. Ich hoffe, du findest dennoch dein Glück.
– Dani
Hmmm, schwieriges Thema, ich sehe und verstehe die Punkte und Argumente. Gefühlt kommt für mich das Thema Eigenverantwortung zu kurz, es handelt sich um erwachsene Frauen. Aber ich habe auch noch nicht lange über das Thema nachgedacht und liege hier vielleicht voll daneben. Danke für das interessante (und für mich neue) Thema.
Es ist ein schwieriges Thema ja, mit sehr vielen Facetten. Eigenverantwortung ist dabei so eine Sache und ein wichtiger Punkt.
Mal ein Beispiel: Beide arbeiten Vollzeit, Paar heiratet, bekommen Kinder, Mutter geht in Elternzeit, dann in Teilzeit, hat also weniger Geld wegen der Familienarbeit. Hat das Paar getrenntes Geld und wurde anfangs, ohne Kinder, vereinbart, jeder zahlt die Hälfte der Ausgaben und der Vater weigert sich später, von dieser Regelung abzugehen, zahlt die Frau drauf. Was könnte sie tun? In Vollzeit arbeiten. Weigert sich der Vater dann, dafür beruflich kürzer zu treten und sich um die Kinder zu kümmern, was tut die Frau? Die Kinder 16 Uhr an der Kita stehen lassen? Nichts einzukaufen wie Papa? Natürlich nicht. Ein sehr häufiger Fall. Trennen sich dann solche Frauen (zu Recht), geht die finanzielle Gewalt meist weiter über den Hebel des Kindesunterhalts, der nicht gezahlt oder nur ab und an gezahlt wird. 50 % der Kinders-Unterhaltspflichtigen zahlt keinen Unterhalt. 25 % nur sporadisch. vorwiegend Männer. Die Kinder aber haben sie mit in die Welt gesetzt. Selbst wenn also die Frauen die Reißleine ziehen, was viele machen, kommen sie vom Regen in die Traufe.
Das Hauptproblem ist die Care- und Hausarbeit. So viele Männer lehnen ab, hier ihren Teil der Verantwortung zu übernehmen, und nicht nur Geld beizusteuern. Auch wichtig, aber wer erledigt die andere Arbeit? Letztlich leiden dann die Kinder und das – so erlebe ich es – bringen Frauen nicht übers Herz. Also treten sie finanziell kürzer, für die Kinder und zack, sitzen sie in manchen Beziehungen in der finanzielle Gewaltfalle.
Danke, dass Du kommentiert hast. Dein Gedanke ist äußerst wichtig. Die Eigenverantwortung der Mütter für sich selbst wird oft wegen der Sorge um die Kinder hintangestellt. Oft hilft auch Finanzbildung, damit die Frauen zu ihrer Kraft zurückfinden und ihre Möglichkeiten erkennen und wieder handeln können. Unterschätze auch nicht gesellschaftliche Konventionen und den Druck von außen auf eine Familie.
Wie du geschrieben hast: Schwieriges Thema. Umso wichtiger, darüber zu reden.
Danke für deine weiteren Ausführungen, ich bin immer noch am nachdenken über das Thema.
Danke dafür!
Ich finde das Thema sehr wichtig. Wir sind sehr gleichberechtigt unterwegs. Ein Girokonto, ein Depot, jeder kauft was er will, Geld ist immer genug da.
Was mich ärgert bei uns: Meine Frau ist Pfarrerin und arbeitet 35 Stunden auf einer halben Stelle, trägt als finanziell nur ihr 50% Gehalt bei, nimmt sich aber 35 Stunden Zeit, die dann für Haus und Kinder fehlen.
Ist das nicht Gewalt in abgewandelter Form gegen mich als Mann?
Danke für deine Frage. Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich sie richtig verstehe.
Erstmal freut es mich, dass ihr beide bei den Finanzen gleichberechtigt lebt. 🙂 Ein Gewinn für beide.
Wenn ich das richtig lese, ärgert dich, dass deine Frau 35h arbeitet, also fast Vollzeit, dabei aber nur halb so viel verdient wie du? Ist es das? Sollte sie sich eine besser bezahlte Stelle suchen?
Der Link zu den „die 35h fehlen für Haus und Kind“ kann ich nicht einordnen. Deine Arbeitszeit fehlt ja auch für Haus und Kind.
Präzisiere das bitte nochmal, wenn Du magst.
Wir wollen gemeinsam 150% arbeiten. Ich arbeite 100% 40 Std, meine Frau arbeitet 50% 35Std. Sie könnte gerne 100% arbeiten. Will sie nicht.
Ich finde sie lebt und arbeitet auf meine Kosten und die Kosten unserer drei Kinder.
Wieso arbeitet sie 50 % bei 35h, und du 100 % bei 40h? Das ergibt keinen Sinn. Die Hälfte von 40h wären 20. Sie arbeitet 35h. Sorry, aber ich werde daraus nicht schlau.
Arbeitet doch beide 75 %.
Wer macht Haus und Kinder? Habt ihr das halbe, halbe geteilt?
Vorher hattest du geschrieben, ihr lebt gleichberechtigt. Klingt jetzt nicht mehr so.
Danke Dani, ich glaube jetzt wird es zu komplex für eine Kommentarspalte. Und eigentlich ist es ein unpassender Kommentar zu „finanzielle Gewalt gegen Frauen“. Ich werde das woanders erörtern. Danke dir trotzdem.
@Christoph: in gewisser Weise schon, auf jeden Fall kann sich daran ein übler Streit entzünden. Ihr solltet das dringend ausdiskutieren bevor sich bei dir emotional zu viel aufstaut. Frage ist warum sie nicht 100% machen möchte, zu viel Verantwortung, Stress,…?
Letztendlich finde ich es aber vergleichbar mit wenig verdienen. Meine Frau verdient deutlich weniger als ich, arbeitet aber trotzdem 30h/Woche. Wir bräuchten das Geld nicht wirklich, aber ich finde es gut und richtig, dass sie ihr Ding macht. Da sie doch etwas mehr Zeit hat macht sie auch einen größeren Teil zuhause. Damit können wir beide gut leben.
Hey.
finde die sichtweise sehr einseitig.
Kenne in meinem umfeld nur ein paar wo Sie mit dem Partner gleichzieht und auch gleichberechtigung möchte.
Die meisten sind Prinzesinen oder chillen beim kaffeetrinken und freundinenaustausch…..in Teilzeit.
Trotz guter Ausbildung….
Hohe ansprüche und nichts dahinter die meisten Damen…..
Hey back!
Danke für dein Feedback. Sicher gibt es das auch, Frauen, die sich der Eigenständigkeit entziehen und ihre Partner oder Partnerinnen finanziell ausnutzen. Kenne ich ebenso. Wenn beide damit fein ist, who cares. Wenn der Finanzier sich allerdings ausgenutzt fühlt, muss es angesprochen werden – und dann folgen eben auch Konsequenzen. Nur, weil Frauen aber sich austauschen beim Kaffee und bei Teilzeit heißt das nicht, dass sie jemanden ausnutzen.
Oftmals wird die Care- und Hausarbeit weder anerkannt noch gesehen, die diese Frauen erledigen …
Mir ist wichtig, das Thema generell aufzuwerfen, weil die Verzweiflung vieler Mütter unendlich groß ist, obwohl sie alles geben und sich komplett verausgaben.
… die meisten Damen. Luigi, wie viele kennst du? In D leben mehr als 21 Mio Frauen im Alter zw. 18 und 60 … 😉
Finanzielle Gewalt bzw. „Übervorteilung“ wird sogar unaufgefordert von theoretisch neutralen Stellen betrieben.
Als mein damaliger Lebensgefährte und ich eine Wohnung kauften, sah die Situation so aus: Eigenkapital kam komplett von mir und betrug 30 % des Kaufpreises, die „Schulden“ nahmen wir in separaten Kreditverträgen zu gleichen Teilen auf und jeder sollte „seine“ Schulden eigenverantwortlich tragen.
Die Eigentumsanteile wollten wir 67/33 im Kaufvertrag und Grundbuch haben.
So haben wir das dem Notar für die Beurkundung des Kaufvertrags mitgeteilt.
Er rief dann an und meinte, wir sollten doch 50/50 machen – wir können das doch unter uns regeln.
(Meine Vermutung ist bis heute: sie hatten dort im Büro keine Lust, den Standardvertrag abzuändern). Wir haben dann darauf bestanden, daß unseren Wünschen entsprochen wird (was sowieso eine großzügige Regelung zugunsten meines Lebensgefährten war – denn ohne Eigenkapital hätte es gar keine Wohnung gegeben… und ich habe keinerlei „Kompensation“ für meinen höheren Anteil erhalten – das war aber eine bewußte Entscheidung)
Ich bin überzeugt, daß in dieser und ähnlicher Form nach wie vor Menschen übervorteilt werden. Ich lese in Foren bis heute, daß vielen gar nicht bewußt ist, daß beim Immobilienkauf im Grundbuch jede beliebige Stückelung möglich ist und nicht 50/50 oder 100/0 die einzigen Varianten sind. So etwas kann nur auf Desinformation (und auch Desinteresse) zurückzuführen sein.
Und da muß man Frauen durchaus auch in die Pflicht nehmen – bis heute ist offenbar das Gespräch über Geld eine peinliche Angelegenheit und wird gerne mit „wir lieben uns doch“ abgetan.
Ich bin ja eine vehemente Verfechterin der Ansicht: Wer in guten Tagen nicht über Geld offen sprechen kann, glaubt doch wohl nicht, daß man es in schlechten Tagen kann.
Danke Wendy für diese geteilte Erfahrung. Ich kann Dir nur in allem beipflichten. Ich habe auch die Erfahrung mit Notaren machen müssen, dass sie nicht immer im Sinne ihrer Mandantschaft tätig werden. Und auch Möglichkeiten verschweigen. Dabei verdienen Notare so unfassbar viel Geld für standardisierte Leistungen. V.a. auch Dein letzter Gedanke ist wichtig: Rede in guten Zeiten über Geld, denn in schlechten ist es oft nicht mehr möglich.