Beziehung gleichberechtigt leben: Wie eine faire Geldaufteilung die Liebe retten kann
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Stehen Sie abends am Herd und kochen – allein? Weil Sie eine Frau sind? Oder wie war es in der Elternzeit. Haben Sie wie selbstverständlich Elternzeit genommen, weil man „als Frau“ eben zuhause bleibt und auf den Nachwuchs aufpasst? Und wer managt in Ihrer Beziehung die Finanzen? Sind Sie für die täglichen Dinge wie Rechnungen und Einkauf zuständig, während Ihr Mann sich um Einkommen und Investitionen kümmert?
Und wenn Sie das als Frau lesen, stehen die Chancen gut, dass Sie für die Verhütung beim Sex bezahlen. Dabei haben beide doch das Vergnügen. Oder irre ich mich.
Oftmals leben wir in vorgegebenen Rollen. Kein Wunder. Schließlich bekommen wir von Geburt an vorgelebt und beigebracht, wie sich Mädchen oder Jungen – und später Frauen und Männer – zu verhalten haben.
Schon Babys erhalten den passenden Farbcode geschenkt. Pink und Rot ist gleich Mädchen. Blau ist gleich Junge. Ist ja auch viel praktischer. Auf diese Art weiß der Schenkende direkt, was das drei Monate alte Mädchen benötigt. Auch Spielzeug ist mit diesen Farbcodes versehen: Das Puppenhaus ist im rosaroten und die Ritterburg im blauen Karton eingepackt.
Rosafarbene Bücher beinhalten Prinzessinnen, die gerettet werden müssen. Blaugefärbte Bücher die Ritter, die jener Prinzessin aus der Patsche helfen. Schön. Oder doch nicht?
Das Kind ist also noch nicht mal im Kindergarten und weiß schon sehr genau: Das ist für Mädchen „gedacht“ ist und das da für Jungs.
Weiter geht’s. Mit den ersten TV-Sendungen lernen Mädchen dann, dass es beim Sprung ins Wasser dazugehört zu schreien und sich die Nase zuzuhalten. In der Schule, dass Mathe nichts für sie ist sondern Deutsch. Und in der Universität wundert man sich dann plötzlich, wieso Frauen in den MINT-Fächern fehlen.
Parallel dazu bekommen junge Frauen beigebracht: „Pass ja auf Dein Geld auf, nicht, dass Dich der Typ ausnimmt.“Oder: „Am besten suchst Du Dir einen reichen Prinzen.“ Noch einer: „Wozu studieren, wenn Du eh Kinder willst?“
Alles, was ich bis hierher geschrieben habe, unterliegt keinem (Natur-)Gesetz. Dieses nach Geschlecht erwartete Verhalten ist von uns Menschen frei erfunden. Es sind Weisheiten, Traditionen und Glaubenssätze, die von Generation zu Generation weitergetragen werden.
Haben Sie sich in meiner kurzen Gesellschaftsskizze wiedererkannt? Oder zumindest Ihre Umgebung? Falls Sie noch zweifeln, empfehle ich einen kleinen Ausflug ins nächste Kaufhaus. Schauen Sie sich T-Shirts, Spiele und Bücher an. Sie werden in Ohnmacht fallen … Stereotype überall.
Es gibt aber eine gute Neuigkeit: Sie müssen diesen Quatsch nicht mitmachen. Weder Sie persönlich sind daran gebunden noch Ihr Lieblingsmensch, mit dem Sie zusammen leben.
Denn auch Beziehungen sind von diesen geschlechtsspezifischen Rollenstereotypen geprägt: Die Frau kocht, der Mann „arbeitet“; die Frau erzieht die Kinder; der Mann „arbeitet“; die Frau geht einkaufen, der Mann „arbeitet“; die Mutter hat eine Bindung zum Kind, der Mann ist auch da. Und so weiter.
Ich bin mir sicher, Sie können hier munter weitere Sätze bilden.
Wie aber kommen Sie aus solchen Stereotypen Mädchen/Frau versus Junge/Mann heraus, wenn Sie damit unzufrieden sind? Was macht den Unterschied?
Ignorieren Sie das eigene Geschlecht. Ja, Sie haben richtig gelesen. Denken Sie nicht in Frau-und-Mann-Kategorien, sondern in „wir sind ein Team“.
Was sind Ihre Stärken? Was sind die Ihres Lieblingsmenschen? Was sind Ihre Bedürfnisse? Was die Ihres Lieblingsmenschen? Wie können Sie beide Ihre Stärken am besten einsetzen? Wie schaffen Sie es, Ihre Bedürfnisse zu befriedigen?
Diese eben skizzierten Fragen lassen sich nicht in 5 Minuten beantworten. Sie werden sicher auch keine Einigkeit im ersten Gespräch miteinander erzielen. Das ist auch gar nicht nötig. Es geht darum, neue Gedanken zuzulassen, sich zu öffnen für eine neue Art, Dinge aufzuteilen.
Vielleicht kochen Sie super gern, dann kochen Sie auf jeden Fall weiter. Wenn Sie aber kochen hassen und sich jeden Abend quälen, brauchen Sie eine neue Lösung. Gleiches gilt für die Elternzeit, die Finanzen, die Karriere, das Treffen von Freunden, das Leben eines Hobbys, die Übernahme eines Ehrenamts, die Erziehung der Kinder und viele weitere Facetten Ihrer Beziehung.
Sie meinen jetzt: „Das ist interessant!“ Klasse. Dann möchte ich Sie hier und jetzt zu einer kleinen Übung einladen. Machen Sie mit:
bereits von klein auf lernen wir durch Vorbilder. Menschen, die einen inspirieren, etwas Neues zu wagen. Etwas auszuprobieren, das man bisher noch nicht konnte. Etwas zu sehen, für das einem zuvor der richtige Blickwinkel gefehlt hat. Dani Parthum ist so ein Mensch. Sie inspiriert, sie regt an und sie motiviert.
Gleichzeitig ist es so, dass Änderungen nur durch das Umsetzen und durch Handeln entstehen können. Den Text zu lesen und zu denken: „Ha! Interessant…“ bewirkt leider (noch) nichts.
Deshalb möchte ich Ihnen hier auf dem Blog von Dani einige Fragen stellen. Sie können sie für sich beantworten. Das ist ein erster Schritt zu einem neuen Mindset und einer neuen Perspektive. Anschließend können Sie sich gern ansehen, was Dani auf die Fragen geantwortet hat. Danis Antworten sind auf unserem Blog nachzulesen, bei den Beziehungs-Investoren. Das Blog ist von Marielle und mir.
Sollten Sie momentan in keiner Beziehung sein, können Sie die Fragen dennoch verwenden. Denken Sie einfach an eine vergangene Beziehung oder an eine, wie Sie sie sich wünschen.
Beginnen wir mit einer kleinen Bestandsaufnahme. Kurz nachdenken und bitte sofort antworten.
• Welche Ihrer Rollen oder Tätigkeiten in Ihrer Beziehung sind typisch weiblich?
• Und welche sind typisch männlich?
• Welche davon machen Sie wirklich gerne?
• Und was nur, weil es eben so ist?
Allein diese vier Fragen werden bei Ihnen schon spannende Ergebnisse zum Vorschein bringen. Schauen wir noch etwas genauer hin:
• Wann haben Sie zuletzt eine Rolle mit Ihrem Lieblingsmenschen besprochen?
• Um welche Rolle ging es dabei?
• Wie verlief das Gespräch?
• Wann haben Sie (un-)bewusst gegen eine Rollenerwartung in Ihrer Beziehung verstoßen?
• Wie haben Sie sich dabei gefühlt?
• Und wie hat Ihr Lieblingsmensch reagiert?
Damit Veränderungen auch ein Ziel bekommen, lohnt sich auch noch ein Blick in die Zukunft.
• Welche Rolle oder Tätigkeit wollen Sie in Ihrer Beziehung übernehmen?
• Andererseits – Welche Rolle oder Tätigkeit wollen Sie abgeben?
• Was wünschen Sie sich in Zukunft für Ihre Beziehung?
Geldfrau-Tipp:
Nehmen Sie sich die Zeit. Schreiben Sie sich die Fragen und die Antworten per Hand auf. Auf einen schönen Zettel, den Sie in Ihren Ordner für Persönliches abheften.
Vielleicht haben Sie auch ein Notizbuch, in das Sie Ihre Gedanken zu Papier bringen, abends oder immer, wenn es Ihnen danach ist. Dorthinein lassen sich auch solche Gedanken und Reflexionen schreiben.
Zu meinem Gastautor Mike von den Beziehungs-Investoren:
Kinder, Karriere, Finanzen und die Beziehung in harmonischen Einklang zu bringen ist eine hohe Herausforderung für junge Paare. Marielle und Mike gründeten deshalb 2016 die Beziehungs-Investoren. Zuerst aus dem Bedürfnis heraus, sich mit anderen Paaren über Geld auszutauschen. Heute unterstützen sie vor allem Frauen dabei, sich weg von klassischen, auferlegten Rollen hin zu ihrer eigenen Vorstellung in Karriere und Beziehung zu entwickeln. Die Beziehungs-Investoren finden Sie auf ihrem Blog beziehungs-investoren.de, auf Instagram oder in jeder gängigen Podcast-App. Denn die beiden bloggen nicht nur erfolgreich, sondern podcasten auch!
Transparenzhinweis:
Ich habe Mike um diesen Gastartikel gebeten. Er hatte auf Instagram einen inspirierenden Post zu geschlechtsspezifischen Stereotypen geschrieben. Marielle und Mike kenne ich von den Finanzbloggerkonferenzen. Ich bin Fan. Es begeistert mich, wie sie ihre Beziehung leben, sich als Familie sehen, gemeinsam ein Business aufbauen und dabei ihre Individualität pflegen. Zwei wunderbare, geerdete, kluge Vorbilder für die junge Generation. Aber auch für uns älteren ;).
Gemeinsam lässt sich die finanzielle Unabhängigkeit ja auch leichter und schneller erreichen.
Absolut! Und es macht auch noch doppelt Freude. 🙂
Hallo,
ein sehr schöner Artikel, der zum Nachdenken anregt. Am besten gefallen mir die Fragen, so denkt man doch mal etwas genauer drüber nach und reflektiert. Auch wenn ich bei den Fragen etwas länger überlegt habe und nicht direkt blitzschnell geantwortet habe 😉
Beste Grüße Laura
Schön und gut, nur dass die Biologie die Rollenverteilung nicht ignoriert. Ich gehe nicht in Elternzeit, „weil man das so macht“, sondern weil ich das Baby stille. Das geht neben Beruf und Fremdbetreuung zwar, aber mal ehrlich; das ist wahnsinniger Stress für Mutter und Kind und ein hervorragendes Beispiel dafür, dass wir Frauen uns die Arbeit der alten Rollen UND die, die früher die Männer erledigt haben, aufhalsen, nur damit wir uns emanzipiert vorkommen und möglichst unabhängig sind. Weil abhängig sein und sich aufeinander verlassen müssen out ist. Würde man die Rolle der Frau nicht derart gering schätzen, würde die Abhängigkeit des Mannes davon, dass die Frau seinen Teil der Kindererziehung während der Arbeitszeit übernimmt, (und die Verantwortung, die darin liegt!) nicht immer übersehen…. Gegenseitiger Respekt und Dankbarkeit für die erbrachten Leistungen würden es unnötig machen, dass Frau sich ihr eigenes Geld verdienen muss, um unabhängig zu sein, in einer Zeit, in der ein Kind die Frau sehr viel mehr braucht als irgend jemand, der genug Geld hat, Arbeit zu bezahlen. Das Kind hat nämlich keine andere Wahl als absolut abhängig zu sein.
Das ist vielleicht ein bisschen off-topic auf einem Finanzblog, aber es ist mir sehr wichtig, dass nicht immer wieder so getan wird, als ob das Dummchen zuhaus bei den Kindern nur zuviel rosa Spielzeug hatte um zu erkennen, dass sie sich nicht so verhalten müsste und genausogut Mann spielen könnte. DAS ist unemanzipiert und Frauenfeindlich!
Liebe Carina,
auch deine Gedanken haben auf meinem Finanzblog ihre Berechtigung. Denn sie liegen ja hinter den finanziellen Entscheidungen.
Ich trete für eine Welt ein, in der die Arbeit von Frauen geschätzt und anerkannt wird – gerade auch finanziell – und sie nicht qua Geschlecht und Biologie auf die Pflege- und Kümmer-Rolle festgenagelt werden ohne eigene ökomomische Absicherung. Und in der Männer sich verantwortungsbewusst um ihre Kinder, Haushalt, Familie kümmern – zeitlich, emotional, ökonomisch. Das hat nichts mit Biologie zu tun, sondern mit alten Machtstrukturen, die wir gerade aufbrechen. Es geht nicht ohne die Männer. Wenn wir Frauen Vollzeit arbeiten UND die Haus- und Kinderarbeit überwiegend übernehmen – dann sind wir in die männliche Falle getappt.
Du findest auf meinem Blog keine Silbe, dass ich Frauen, die sich zuhause um alles kümmern, als „Dummchen“ bezeichne oder dass sie „Mann spielen“ sollten. Ich zeige dagegen auf, was nötig ist, damit Frauen, die sich um andere kümmern, nicht in die ökonomische Falle geraten, mit 50 oder 60, und ohne jede finanzielle Absicherung dastehen.
DAS ist nämlich frauenfeindlich.
Und – O-Ton einer Kundin – kränkend, am Ende eines Lebens vom Staat abhängig zu sein.
Wir kommen in dieser Debatte nicht weiter, wenn wir gegeneinander argumentieren und uns rechtfertigen etc. Nur miteinander und Offenheit helfen hier. Und das Anerkennen von Realitäten.
Ich kann nur sagen: Augen auf Frauen, Zahlen kennen, Aushandeln, die eigenen Wünsche und Bedürfnisse nicht vergessen, nicht in alte Rollenmuster und -erwartungen tappen, vor den Realitäten nicht die Augen verschließen.
Noch etwas. Dankbarkeit und Respekt für die Arbeit der Frauen ist wichtig. Noch wichtiger ist aber die eigene, ökonomische Verfügungsmacht und Absicherung. Wenn das Hand in Hand geht – dann wird es richtig.
Liebe Grüße
– Dani
PS: Aus deinen Zeilen gucken viele negative Gefühle. Verallgemeinerungen wie „dass nicht immer so getan wird“ oder „genausogut Mann spielen“ erzählen hier viel.