Ich muss Ihnen etwas gestehen: Ich habe mich überschätzt.
Mein Anspruch ist: So viel wie möglich bar zu zahlen und nicht digital mit EC-Karte und Co. Und da stand ich dann, letztens, an der Supermarktkasse. Ich zögerte und nahm dann doch meine EC-Karte aus dem Portemonnaie.
Während ich die Geheimzahl eintippte, meldete sich mein Gewissen und fragte spitz: ‚Wieso zahlst du jetzt mit EC-Karte – und nicht in bar?‘ Das Hirn lieferte prompt und rechtfertigte mich: ‚Ich brauche das Bargeld noch für den Wochenmarkt und das zweite Frühstück mit einer Freundin!‘
Es fühlte sich an wie früher, als ich mir die Lieblingsgummibärchen in der Tüte bis zum Schluss aufhob.
Das bargeldlose Bezahlen hat sich also auch schon bei mir verselbstständigt, dachte ich.
Dabei ist Bargeld für mich das letzte Bollwerk persönlicher Anonymität. Ich will kein gläserner Mensch sein. Wenn ich bar zahle, verrät mich keine Datenspur, wann ich wo welches Bedürfnis befriedigt oder welchen Wunsch ich mir erfüllt habe.
Der Widerspruch – ich will mit Bargeld zahlen, tue es aber doch oft nicht – ließ mich nicht mehr los. Ich setzte mich am Wochenende hin und überlegte, was ich alles digital zahle. Und was bar.
Es war erschreckend. Denn auch ich bin schon ein gläserner Mensch.
Was ich digital zahle:
EC-Karte, Lastschrift, Dauerauftrag, Überweisung, Paypal. So fließt das Geld hin und weg von meinem Konto. Zum Beispiel dafür:
Die meisten Rechnungen in meinem Leben zahle ich digital. Mit Buchgeld. Das heißt: Nur mit Zahlen. Und nicht mit Münzen und Scheinen. Ich schätze mal, Ihnen geht es ähnlich. Könnten wir aber alle diese Rechnungen und unsere finanziellen Pflichten auch in bar begleichen? Und dem Sein als gläserner Mensch entkommen?
Nein. Könnten wir nicht.
Der Zwang zum bargeldlosen Bezahlen
Oder haben Sie schon mal versucht, Ihrer Krankenkasse den Monatsbeitrag in bar zu hinterlegen. Oder zum Finanzamt zu gehen, und die Nachzahlung bei einer Zahlstelle in Bargeld zu tätigen? (Höre ich Sie jetzt kurz auflachen?)
Das würde nicht nur Irritationen hervorrufen. Sie könnten es schlicht nicht. Diesen Umstand hat der bizarr juristisch ausgefochtene Streit des Wirtschaftsjournalisten Norbert Häring mit der GEZ sichtbar gemacht.
Häring wollte die Rundfunkgebühr bar bezahlen. Und scheiterte beim Gang durch die Instanzen: Den Rundfunkbeitrag bar zu zahlen, gehe nicht, nur per Überweisung oder Lastschrift, urteilten die Richter mit durchaus fadenscheinigen Argumenten. Journalist Häring ist ein Verfechter des Bargeldes.
Wir werden also gezwungen – von Institutionen, Konzernen, Behörden oder eben der GEZ etc. – digital unsere finanziellen Verpflichtungen zu begleichen, inklusive auslesbarer Datenspur. Wir haben keine Wahl (mehr).
Das kuriose daran: Es gibt kein Gesetz, dass uns dazu verpflichtet, bargeldlos zu agieren. Im Gegenteil.
Offiziell gelten allein „Banknoten“ als Zahlungsmittel
Im Bundesbank-Gesetz, Art. 14, Absatz 1 Satz 2 steht, klar und eindeutig:
„Auf Euro lautende Banknoten sind das einzige unbeschränkte gesetzliche Zahlungsmittel.“
Banknoten sind das einzige, gesetzliche Zahlungsmittel, schreibt die Bundesbank, die Mit-Hüterin des Euro. Ich wiederhole das, weil es wichtig ist. Banknoten sind dabei Geld-Scheine (Münzen werden offiziell nicht dazugezählt). Banknoten sind folglich keine Zahlenkombinationen, digital übertragen.
Demnach müssten wir alles, wirklich alles, auch bar bezahlen können, und keine Institution dürfte uns das verbieten können. So sehen es die Währungsverträge jedenfalls vor. Eigentlich …
Was ich ausschließlich mit Bargeld bezahle:
Das ist nicht mehr viel … und das ist erschreckend, weil die Konsequenzen erschreckend sind:
Gläsern – einfach per Kontoauszug
Es braucht nicht viel Fantasie, um zu sehen: In meinem digitalen Bezahlverhalten stecken viele, teils sensible Informationen über mich. Fließen alle diese Daten zusammen und werden von einer Hand gebündelt und ausgewertet, entsteht ein recht genaues Bild (m)einer Person.
Ablesbar sind z. B. :
- Wie jemand wohnt – durch monatliche Hypothek, Miete, Nebenkosten
- Politische Einstellung – durch Zeitungs-, Magazinabonnement, Spenden, Vereinsbeiträge, Einkaufsverhalten
- Religion – durch Kirchensteuer, Spenden, Bücher …
- Einkaufsverhalten – wo, wann, wie oft
- Gesundheitszustand – Sportverein, Zuzahlungen, Apothekenrechnungen …
- Hobbys – Abos z. B. Netflix, Kinobesuche, Konzerte, Vereinsbeiträge, Sportgeräte etc.
- Aktivitäten der Kinder – Sportverein, Musikunterricht …
- Markenliebe und -treue
- Reiseverhalten – Bahntickets, Flüge, Hotels, Länder, Airbnb, Zeltplatz …
- Wo Freunde / Familie lebt – durch wiederkehrende Reisen
… und, und, und.
Angreifbar, erpressbar, manipulierbar
Wer solche Profile von Menschen in der Hand hält, kann Personen angreifen, manipulieren, erpressen. Im schlimmsten Fall zerstören. Oder sehen Sie das anders?
Datenschutz? Welcher Datenschutz!
Wollen wir das? Wollen Sie das? Ich will das nicht. Ich will kein gläserner Mensch sein.
Und doch geht es in diese Richtung – digitales Bezahlen wird medienwirksam und kampagnenartig vorangetrieben. Das Bargeld wird schlecht geredet, das uns als Person schützt. Unsere Bundesregierungen weisen den Weg.
Mal ganz abgesehen von den realistischen Szenarien, die Hollywood liefert und was die NSA tut – actionreich inszeniert schon 1998 im Hollywood-Blockbuster „The enemy of the state“. Bester Satz: „Let’s get into his life.“
Immer mehr Barrieren bezüglich der Anonymität des Geldes werden eingerissen. Schon heute sind die Finanzämter dazu berechtigt, Kontobewegungen einzusehen. Ob wir das wollen oder nicht. Privat ist bei Giro-Konten wohl nichts mehr. Der Staat hat Zugriff darauf, wenn er es will – und nutzt das immer öfter.
Und die Finanzbranche unternimmt derzeit viel, um auch den letzten, weißen Flecken mit Daten zu füllen: Sie brandmarkt Bargeld als teuer, unhandlich und als Terrorismus-Beschleuniger und glorifiziert stattdessen digitale Bezahldienste. Die dabei vorgebrachten „Argumente“ lassen sich fast alle widerlegen. Und dennoch: Die Anti-Bargeld-Kampagnen fruchten.
Und wer wollte bestreiten, dass Datensätze gläserner Menschen nicht äußerst wertvoll sind – und nun ja – mobilisierbar. Sprich: als Ware handelbar.
Und jetzt?
Hm. Durchatmen.
Noch hält die Mehrheit der Bundesbürger Bargeld für eine kluge Sache. Ich hoffe sehr, es bleibt dabei.
Jedenfalls werde ich meine Gewohnheit wieder stärken und mehr mit Bargeld zahlen. Ich sehe keinen Vorteil darin, ein gläserner Mensch zu sein. Nicht für mich und nicht für die Gesellschaft. Im Ausland zahle ich ohnehin fast ausschließlich mit Scheinen und Münzen.
Das kontaktlose Einkaufen mit meinem Smartphone fange ich gar nicht erst an. Smartphones sind eine Datenschleuder schlechthin, dazu einfach zu hacken oder knacken, dass es fahrlässig ist, seine Geldgeschäfte darüber abzuwickeln.
Was meinen Sie dazu? Geht es Ihnen ähnlich wie mir, wollen Sie auch kein gläserner Mensch sein?
Oder finden Sie es praktisch und spitze, immer und überall nur noch mit Zahlen einzukaufen, ohne Bargeld – Handy reicht? Ihre Meinung dazu interessiert mich. Bitte kommentieren Sie!
Buchtipp! Schönes, neues Geld
Ich habe Ihnen erzählt, dass ich mich schon ziemlich gläsern fühle. Und ich mich wundere, warum die Digitalisierung des Geldes so vehement vorangetrieben und das Bargeld schlecht gemacht wird. Mit leicht zu widerlegbaren Argumenten.
Nun, seit ich das Buch von Norbert Häring gelesen habe „Schönes, neues Geld“, bin ich schlauer. Ich weiß jetzt, dass es eine globale Strategie ist, unser Bargeld zurückzudrängen bis hin zur vollständigen Abschaffung. Nicht, weil das für uns so gut ist. Sondern, weil es gut für US-Konzerne ist und die Überwachungsbestrebungen von Staaten.
Bitte lesen Sie auch dieses Buch. Ein Augenöffner. Hier geht’s zu meiner Buchbesprechung.
Foto: @anncapictures via pixabay
Hallo Dani,
auch ich finde es nicht gut, gläsern zu werden. Meine Steuerberaterin hat ihre Mandanten gerade darüber aufgeklärt, wie künftig Steuerprüfungen durchgeführt werden: Es wird vorwiegend automatisiert geprüft werden, nicht mehr persönlich. Computer und Algorithmen machen das „ganz allein“. Das Finanzamt weiß auch ohne Steuererklärung schon viele Dinge über mich, weil Banken verpflichtet sind, Informationen weiterzugeben.
Außerdem werden „Querprüfungen“ passieren: Wenn du z.B. beim Finanzamt eine Zahnarztrechnung von Dr. Müller einreichst, wird vielleicht ein Prüfprogramm auf die „Idee“ kommen, Dr. Müllers Patientenrechnungen zu prüfen. Nun ist gerade bei der Steuerpflicht eine staatliche Überwachung ja sehr sinnvoll, aber trotzdem macht mir das schon ein bißchen Beklemmungen.
Andererseits finde ich Bargeld schon etwas unpraktisch. In Schweden habe ich jedes Bier in der Kneipe oder auch eine einzelne Postkarte bargeldlos bezahlt, das läuft dort ganz einfach. Korruption und Geldwäsche sind dadurch viel schwerer möglich.
Ja, es würde ohne Bargeld ein Stück Freiheit verlorengehen. Und ich frage mich, wie Kinder den Umgang mit Geld lernen sollen ohne Bargeld.
Aber sich dagegen aufzulehnen, halte ich auch für Energieverschwendung.
Was wäre die Alternative? Oder wie kann man vielleicht das Thema in positive Bahnen lenken?
Liebe Andrea,
Danke für deinen Kommentar! Und ja, das klingt in der Tat beklemmend, dieser steuerliche Datenabgleich, der sicherlich noch weiter fortschreiten wird.
Und du wirfst eine sehr wichtige Frage auf: Wie können Kinder den Umgang mit Geld lernen, wenn sie es nicht in der Hand halten? Verhaltensforscher sagen: gar nicht.
Und das ist beim Vorantreiben der bargeldlosen Gesellschaft auch vermutlich durchaus gewollt – als Nebenprodukt: noch mehr Konsum, wenig sparen, abhängig sein vom ständigen Geld-Verdienen-Müssen …
Das Thema Bargeld hat sehr viele gesellschaftliche Facetten, die uns kaum bewusst sind und wird ganz bewusst auf wenige reduziert: Terrorismusbekämpfung, Geldwäsche. Dabei funktioniert Terrorismus auch ohne Bargeld und Geldwäsche lässt sich anders bekämpfen.
Ohne Bargeld schlittern wir in die totale Kontrolle und Abhängigkeit von Zentralbanken, Banken, Zahlungsabwicklern und Regierungen. Das ist keine Verschwörungstheorie, sondern logische Konsequenz.
Und nur, weil die Nordländer Bargeld abschaffen, heißt das nicht, dass es gesellschaftlich das Richtige ist.
Wichtig scheint mir zu hinterfragen, WER diese Entwicklung vorantreibt und warum. Es sind nicht die Bürger.
Eine Alternative zum Bargeld gibt es nicht. Selbst Cryptowährungen sind manipulierbar, wenngleich sie ein interessanter Ansatz sind. Was sich positiv tun lässt? Schwierig – sich nicht von den Kampagnen vereinnahmen lassen, sich gegen die immer intensivere Überwachung und Kontrolle stemmen, sich bilden und Parteien wählen, die u.a. im Bargeld das sehen, was es ist: Freiheit.
Zwei sehr lesenswerte Bücher dazu:
Julie Zeh – Corpus Delicti. Ein Prozess
Norbert Härung – Die Abschaffung des Bargeldes und die Folgen
Ganz so dramatisch ist es nicht. Das Finanzamt weiß nicht viel mehr, als in den Vorjahren in der Steuererklärung stand, zumindest bei 99% der Arbeitnehmerfälle und bei Unternehmen sieht es nicht viel anders aus. Die Veranlagungsprogramme der Finanzämter setzen zunehmend Algorithmen ein, das ist richtig. Dies geschieht aber vor allem, um den Großteil der Steuererklärungen „durchwinken“ zu können und nur noch die „gravierenden“ Fälle rauszufiltern. Es findet auch kein Abgleich mit Patientendaten statt, das ist weder technisch noch rechtlich möglich. Und kein Finanzbeamter kann einfach in die Konten der Bürger schauen. Auch dies ist schon technisch nicht möglich. Selbst im Rahmen von Betriebsprüfungen muss das geprüfte Unternehmen insoweit nur die Bankdaten (Kontoauszüge) des Prüfungszeitraums vorlegen.
Das klingt bei Stiftung Finanztest etwas anders … da können die Steuerbehörden im Zweifelsfall schon alles sehen …
http://bit.ly/2nHjrk3
Liebe Geldfrau,
Du hast ja recht: wir können immer weniger im Geheimen tun. Finde ich auch schade! Ist in unserer halbwegs freien Demokratie nun aber auch nicht soo schlimm.
Bargeld ist auch total unpraktisch. Per Karte oder Smartphone zu zahlen fühlt sich hip an, ist modern und superpraktisch!
Kann man nicht einen Weg finden, bargeldlos und trotzdem „Nicht-Trackbar“ also nicht aufspürbar zu zahlen?
Kennst Du so eine Möglichkeit? Gibt es keine anomyme Geld- oder Kreditkarte? Könnte mir nicht eine Firma eine Anonymität verkaufen?
Viele Grüße
Hi CaptnSven,
hm, halbwegs freie Demokratie … wie schnell sich das ändern kann in eine Autokratie bzw. Diktatur sehen wir gerade in der Türkei. Auf den Jetzt-Zustand würde ich nicht viel geben. Als Ex-DDR-Bürgerin sowieso nicht. Oder hast du gedacht, dass die DDR jemals untergeht?
Ein anderer, bargeldloser Weg? Vielleicht ginge das über eine Art Chipkarte, die Mensch aufladen könnte. Aber auch das würde ohne Bargeld Spuren produzieren.
Wenn du dir über eine Firma Anonymität kaufst, sind deine persönlichen Daten privatisiert und damit noch leichter verkaufbar und du … erpressbar? Und es kostet auch. Mir ist nicht klar, wo da der Vorteil läge?
Keep it simpel, ist in Finanzangelegenheiten ein wirklich weiser Rat. Bargeld ist simpel. Es steht nur denen im Weg, die alles kontrollieren wollen.
Sorry, aber das alles überzeugt mich nicht. Bargeld hat einfach mehr Facetten, als die offensichtlichen. Deshalb finde ich es ja extrem wichtig, sich darüber auszutauschen. So, wie jetzt.
Und nachzudenken.
Danke für’s Kommentieren!
Hi Dani,
spannendes Thema. Das bargeldlose Zahlen macht unser Leben gläsern. Momentan prinzipiell freiwillig. Bei einer bargeldlosen Wirtschaft ist die Frage, welche Überwachungsschranken wir einbauen. Es ist wie im Strafrecht: Es gibt die Möglichkeit der Überwachung, die aber an Bedingungen geknüpft ist. Nicht das ich die bargeldlose Nacktheit begrüße, aber wenn, dann nur mit Schranken. Das dient zumindest der Beruhigung…
LG
Johannes
Hallo, Dani,
es geht mir wie dir: ich versuche (!), so oft wie möglich bar zu bezahlen. Und bin sicher, dass es prinzipiell noch viel öfter möglich wäre. Natürlich ist es eine Möglichkeit, weniger durchsichtig zu sein – für wen auch immer.
Andererseits frage ich mich 1., wie konsequent wir dabei sein sollten. Die Miete der Verwaltung oder der Bank der Verwaltung in Scheinen überreichen? Die Hypotheken bar abholen und wieder einzahlen? Geld für ein Auto/ein Sofa o.ä. bar auf den Tisch legen? Würde ich alles persönlich unangenehm finden. Und dass dieses Geld unbemerkt und damit unversteuert, weil unauffindbar in irgendeiner Händler-Schublade verschwinden könnte, möchte ich ebenfalls nicht. Korruptions- und Betrugsmöglichkeiten steigen immens. Also: bitte nicht zurück ins 19. Jahrhundert!
Aber: Lebensmittel einkaufen, Taschengeld überweisen, Geschenke, auch Kleidung und Schuhe im Laden (nicht online!!!) kaufen – das alles sollte man in bar leisten können. Und vielleicht über die eine oder andere Online-Überweisung/-Abbuchung nachdenken: Zeitschriften-Abos, zum Beispiel.
Eine andere Sorge beschäftigt mich 2. in diesem Zusammenhang, also, wenn ich mich für den Erhalt des Bargelds einsetze: wie verhindere ich, dass ich gleichzeitig den rechten Zukunftsverweigerern und Verschwörungstheoretikern in die Segel puste, die dieses Thema ja auch gerne besetzen?
Die Welt ist kompliziert!
Gruß Sabine
Liebe Sabine,
deine 2. Sorge kenne ich. Es beschäftigt mich auch, wie sich der Erhalt des Bargeldes gegen Verschwörungstheoretiker und Gestrige mit den richtigen Argumenten bewahren lässt.
Ein nüchterner „follow-the-money“-Ansatz hilft da sicherlich. Also, zu hinterfragen, wer von der bargeldlosen Gesellschaft besonders profitiert. Und wie wir es darauf aufbauend schaffen, das wir als Gesellschaft und Gemeinschaft vom Geld – in welcher Form auch immer – profitieren. Und nicht nur wenige.
Das Nebeneinander von verschiedenen Formen von Geld könnte ich mir als Lösung vorstellen, mit der bewussten Entscheidung, eben auch Bargeld mit in diesem Mix zu haben.
Geldfrau schrieb:
„Das klingt bei Stiftung Finanztest etwas anders … da können die Steuerbehörden im Zweifelsfall schon alles sehen …
http://bit.ly/2nHjrk3“
Man kann ja darüber streiten, ob den Finanzbehörden zu viele Eingriffsmöglichkeiten eingeräumt werden. Der Beitrag ist aber leider nicht sehr sachlich und die Schilderungen entsprechen nicht den Tatsachen. Die „Kontenabfrage“ bezieht sich nur auf die Kontostammdaten und nicht auf die einzelnen Buchungen. Der Autor sagt es ja selbst, dass damit nicht viel anzufangen ist. Bei dem Verdacht auf Steuerhinterziehung ist zwar tatsächlich mehr möglich. Es ist aber eine Unterstellung, wenn der Artikel behauptet, der Verdacht auf Steuerhinterziehung würde durch die Ämter konstruiert. Das ist durch nichts zu belegen.
Mir geht es im Artikel um die Möglichkeiten, die es hinsichtlich der Datenabfrage gibt.
Was Test behauptet oder konstruiert, ist dann etwas anderes.
Danke für den Kommentar!
@Geldfrau: Finde ich auch richtig, dafür zu sensibilisieren. Nur haben die Finanzbehörden eben nicht die Möglichkeit, Konto*bewegungen* einzusehen, wie Du schreibst:
„Schon heute sind die Finanzämter dazu berechtigt, Kontobewegungen einzusehen.“
Der von Dir verlinkte Artikel im Handelsblatt präzisiert:
„Bei den Konto-Abfragen geht es nur um die Existenz von Konten, den genauen Kontostand erfahren die Behörden nicht.“
Ich sag ja nicht, dass das nicht noch kommt, es wäre wahrscheinlich der Wunschtraum vieler Politiker 🙂 Aber noch sind wir nicht so weit.
Und das bleibt hoffentlich auch so 🙂
Habe dazu einen interessanten und erschreckenden Artikel gelesen: http://abenteuer-einfaches-leben.blogspot.com/2015/06/bargeldverbot.html
Das Problem ist ja nicht nur der Datenschutz, sondern vor allem die Kontrolle.
Liebe Julia,
Kontrolle und Zwang zur Anpassung. Ja, so sehe ich das auch. Ich hoffe sehr, dass es, sollte es zum Verbot von Bargeld kommen, dass verantwortliche Programmierer uns ein anderes, digitales Geld zur Verfügung stellen, mit dem wir anonym bezahlen können. Zwang führt immer zum Ausweichen, zu Parallelmärkten und Parallelwährungen. So würde es sicherlich auch dann sein. Allerdings würde die Gesellschaft dann unterschwellig in Angst leben.
So, wie wir damals in der DDR. 🙁
Danke für’s Kommentieren!
Das ist zurzeit noch sehr beruhigend zu wissen, dass der staatliche Zugriff auf bestimmte Daten noch mehr oder weniger strengen Auflagen unterliegt. Da gilt es jedoch im Auge zu behalten, dass sich die Grenzen nicht imLauf der Zeit mit der Gewöhnung verwischen – so wie Edward Snowden das über seine Arbeit beim NSA beschrieben hat.
Auch wenn die Möglichkeiten noch nicht ausgeschöpft werden, sie wecken Begehrlichkeiten. Da braucht es nur Mal einen krassen Finanzskandal, der zusätzlich aufgebauscht wird, und schon erscheint es auch der „breiten Masse“ plötzlich gerechtfertigt, die Bestimmungen zu lockern und Zugriffsrechte zu erweitern.
Andererseits kenne ich auch Leute in meinem Umfeld, die sich zwar über den „Überwachungsstaat“ echauffieren, gleichzeitig aber kein Problem damit haben, Payback-Punkte zu sammeln und sonstwo eine breite digitale Spur zu hinterlassen, die von Konzernen und sonstigen Institutionen gelesen wird, die keinerlei oder nur schwer durchzusetzender Kontrolle unterliegen.
Ich zahle jedenfalls auch lieber bar, das betont noch so schön den Charakter des Gebens-und-Nehmens im täglichen Miteinander.🙂🌻
Der oben genannte Gesetzesartikel (Bundesbank-Gesetz, Art. 14, Absatz 1 Satz 2) wurde am 27. April 2022 vom Bundesverwaltungsgericht als unionsrechtswidrig erklärt, da Währungspolitik ausschließlich in der Regelungskompetenz der Europäischen Union liegt.
Danke für die Anmerkung.
Im zitierten Urteil ging es um den Ausschluss der Barzahlung von Rundfunkbeiträgen. Der Satz „Auf Euro lautende Banknoten sind das einzige unbeschränkte gesetzliche Zahlungsmittel.“ ist vom Grundsatz her weiterhin gültig. Denn Artikel 128 AEUV regelt eindeutig in Satz 1):
(1) … Die von der Europäischen Zentralbank und den nationalen Zentralbanken ausgegebenen Banknoten sind die einzigen Banknoten, die in der Union als gesetzliches Zahlungsmittel gelten.
Und mit Banknoten ist Bargeld gemeint. Nicht Buchgeld. Siehst du das anders?