Keine Angst vor dem nächsten Finanz-Crash. Wer sich um sein Geld kümmert, ist vorbereitet.
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Ja, der Crash. Der Finanz Crash. Er scheint zu kommen, jedenfalls nimmt die Schlagzahl in den Medien zu. Die bangen Fragen häufen sich: Wann kommt der nächste Finanz Crash? 2020? Oder schon dieses Jahr? Wird er schlimmer als der jüngste, also der von 2008? Die Crashpropheten drängeln sich nach vorn.
Dass der nächste Crash kommt, liegt auf der Hand. Allein schon deshalb, weil die Regierungen weltweit die reinigende Wirkung der Krise 2007/8 nur in geringem Umfang genutzt haben. Stattdessen setzten sie massiv Geld ein, um die Ursachen zu übertünchen und die Verursacher auszuzahlen.
Die Frage ist deshalb berechtigt. Selbst, wenn man wie der Investmentbanker Steve Eismann, der Crashprophet der jüngsten Vergangenheit schlechthin (The Big Short), derzeit keine Anzeichen sieht.
Denn: Finanzkrisen, Bank- und Staatspleiten gehören zum Finanzsystem dazu wie Monsterwellen im Ozean. Weil Kreditinstitute sich selbst zur Finanzindustrie erhöhen, unkontrollierbare Risiken eingehen und sich Produkte ausdenken wie verbriefte Kreditpakete oder Nahrungsmittelspekulationen, die nur eine braucht: die Finanzindustrie selbst. Der Wirtschaft und dem Gemeinwohl dienen sie nicht.
Wie das aber bei Ereignissen in der Zukunft ist: Sie sind nicht vorhersehbar. Das ist bei Finanzkrisen, Staatspleiten oder Burn-Out genauso.
Deswegen brauchen Sie nicht in Angstzustände zu verfallen oder lähmende Schockstarre. Beides macht anfällig für Verkäufer’innen, die Sicherheit in der ganz normalen Unsicherheit verkaufen. Als Rettungsanker. Als sicheren Hafen. Freilich immer, wirklich immer, für viel Geld, versteht sich.
Gut vorbereitet muss niemand Angst haben. Respekt ja, denn jeder Crash ist anders. Aber keine Angst.
Vorbereitet sein heißt dabei nicht, Gold, Schnaps, einen Gaskocher, hunderte Konserven und anderen Überlebenskram im Keller zu horten. Geht auch. Geht aber einfacher.
Bricht sich ein Finanz Crash Bahn, leiden ganze Nationen. Freilich unterschiedlich stark.
In Finanz- und darauf folgenden Wirtschaftskrisen gehen Firmen pleite oder erhalten weniger Aufträge. Menschen werden arbeitslos. Firmen- und auch Bankenanleihen werden nicht zurückgezahlt. Anleger’innen erleiden hohe Verluste. Außerdem fallen Kurse von Aktien und Anleihen brachial, wodurch Vermögenswerte sinken.
Die Regierungen legen Konjunkturprogramme auf, was höhere Staatsschulden zur Folge hat und sinkende Budgets für Bildung, Soziales, Kultur.
Kurz: Menschen verlieren ihren Arbeitsplatz und damit ihr Einkommen, Vermögenswerte brechen ein, staatliche Leistungen werden gekürzt.
Das führt zu Druck auf die persönlichen Finanzen, mal mehr, mal weniger existentiell.
1 Sorgen Sie für sich selbst, damit Sie gesund bleiben, körperlich wie seelisch.
2 Investieren Sie in sich selbst. Menschen, die sich fortbilden und Freude daran haben, Neues zu lernen, finden schneller wieder einen Job. Das muss nicht beruflich sein. Auch für sich privat Neues zu entdecken bringt Sie weiter.
Außerdem: Das, was Sie in sich selbst investiert haben, kann Ihnen niemand wegnehmen. Ein absolut sicheres Investment.
3 Halten Sie die regelmäßigen Ausgaben so niedrig wie möglich. Das sind die Ausgaben, um die Sie monatlich nicht herumkommen. Dazu zählen Miete, Nebenkosten, private Mobilität, Versicherungen, Krankenkasse, Kinderbetreuungskosten … Wenn Sie diese Ausgaben ganz bewusst klein halten, bleiben Sie in der Krise flexibel.
Brauchen Sie wirklich ein Auto? Muss die große, teure Wohnung sein? Was ist mit den Versicherungen – alle notwendig, alle aktualisiert?
4 Kennen Sie Ihre unregelmäßigen Ausgaben. Also, was Sie monatlich für welche Lebensmittel ausgeben, Mobilität, den Urlaub, Restaurantbesuche, Kleidung, Telekommunikation, Medien, Kosmetik, Kinderspielzeug, Vereine … Wenn Sie hier den Überblick haben, können Sie sofort reagieren und Ausgaben kürzen.
5 Stocken Sie Ihr finanziellen Rücklagen auf. Wenn Sie 3 bis 6 Netto-Monatsgehälter auf einem Tagesgeldkonto liegen haben, lassen sich gut einige Monate überbrücken. So ein Sicherheitspuffer ist ein Must have!
Und sollte es richtig kriseln, haben Sie hoffentlich einige Tausend Euro Bargeld im Haus. Denn wenn Ihre Bank wirklich in Zahlungsschwierigkeiten ist, sind keine EC-Zahlungen, keine Überweisungen und kein Bargeld abheben mehr möglich.
6 Bauen Sie eigenverantwortlich Vermögen auf und ziehen sie ausreichende Sicherheitsanker ein (meiden Sie Bankproduktverkäufer, oft Bankberater genannt). Zum Beispiel mit ETFs, Aktien, Immobilien, Anleihen und Tagesgeld.
Verlassen Sie sich nicht nur auf die Gesetzliche Rentenversicherung, eine Betriebsrente und womöglich private Rentenversicherung.
Wenn Sie Ihr Geld selbst investieren, haben Sie eine größere Kontrolle über Ihr Vermögen und haben sich im besten Fall mit den Auf und Abs von Wirtschaft und Gesellschaft auseinander gesetzt. Dadurch verstehen Sie besser, wie Rezessionen entstehen und was auf sie folgt.
Denn – was macht uns Angst? Das, was wir nicht kennen.
7 Meiden Sie Schulden. Ratenkredite für einen Fernseher, Urlaub oder ein besonders großes Auto sind schlecht investiertes Geld. Denn es stehen keine Werte dahinter, sondern Gebrauchsgüter. Und die nutzen sich ab – logisch, weil sie ja ge- und damit verbraucht werden. Dadurch verlieren sie superschnell an Wert.
Da brauchen Sie nur mal ihr Sofa anzusehen 🙂
Auch bei Schulden für einen Hauskauf, für Bildung oder Firmengründung – halten Sie die Kreditsumme überschaubar. Ein Haus sollte klugerweise nach 15 Jahren schuldenfrei sein. Dann sind Sie beweglicher.
Was sich völlig verbietet ist, Wertpapiere wie Aktien, ETFs, Anleihen etc. auf Kredit zu kaufen. Dabei paaren sich Gier und Selbstüberschätzung. Tun Sie das nie! Das Risiko ist nicht einschätzbar. Schon viele wurden dadurch in den finanziellen Ruin getrieben oder sogar in den Freitod.
8 Üben Sie sich in handwerklichem Geschick. Dann müssen Sie nicht auf teure Dienstleister zurückgreifen. Sie können sich selbst helfen. Oder anderen.
9 Pflegen Sie die Familie, Freundschaften und eine gute Nachbarschaft. Kommt es hart auf hart helfen Ihnen die Menschen, denen auch Sie geholfen oder die Tür geöffnet haben. Zu denen Sie verbindlich sind. Die Integration in eine soziale Gemeinschaft mit Geben und Nehmen kann uns in schlimmen Wirtschaftskrisen über Wasser halten. Und macht freilich unser Leben erst so richtig bunt, wärmend und sinnvoll.
(Aktualisiert im Februar 2020)
+ Hartmut Walz Konstruktive Crashgedanken Teil 1
+ Sarah Wagenknecht Analyse der Finanzkrise
+ Carmen Reinhart & Kenneth Roghoff Diesmal ist alles anders. Acht Jahrhunderte Finanzkrisen
Und voraussichtlich im März 2020:
Hartmut Walz Einfach genial entscheiden in einer Finanzkrise
Aufzeichnung von Montag, 14. Januar 2019, live auf facebook
mit: Eva Abert, Vincent Willkomm (freakyfinance), Luis Pazos (nurbaresistwahres), Anette Weiß (geldwert.finanzbildung.) und ich
Markus Krall: Wie rette ich mein Vermögen vor dem Crash?
https://aktien-boersen.blogspot.com/2019/08/markus-krall-wie-rette-ich-mein.html
Danke für den Buchhinweis, liebe Martina.
Ich habe Markus Krall bereits zweimal persönlich getroffen und ihn als engagierten Mann und Kenner der Materie kennengelernt.
Als Wirtschaftsredakteur (WELT,HA,NDR, BMWi) und Finanzhistoriker freue ich mich über jede Initiative, Frauen für die Finanzmärkte zu interessieren und für langfristige Geldanlage firm zu machen. Meine Redaktionskolleginnen aus dem jeweiligen Feuilleton begegneten ökonomischen Themen durchweg mit Ignoranz. Was ich nie verstanden habe. Übrigens: Die Krise kommt kurz nach der Wiederwahl des omnipotenten Herrn Trump.
Lieber Herr Wauschkuhn, danke für die motivierenden Worte! Mein Wunsch: In 10 Jahren hat sich das Blatt gedreht und Frauen haben die Kraft entdeckt, die im Wissen um Wirtschaft und Finanzen liegt. Für sich, ihre Familien und die Gemeinschaft.
In diesem Sinne: Lassen Sie uns weiter begeistert über Geld, Börse, Aktien reden und schreiben, Kollege!