Sie ist zurück als Tagesthema — die Inflation und mit ihr steigende Preise. Freilich war die Inflation nie weg. Sie lag nur zwischen 2010 und 2021 bei moderaten 1,45 Prozent im statistischen Durchschnitt, so die Deutsche Bundesbank.
Inflation im März 2022: 7,3 Prozent
Im März 2022 lag die Inflation bei vorläufigen 7,4 Prozent (Stand 11. April 2022). Im Februar bei 5,4 Prozent. Solche Inflationsraten hat Deutschland seit den 1970er Jahren nicht mehr erlebt.
An der Inflation kommen wir nicht vorbei. Wir können hier aber nicht einfach die Augen schließen und so tun, als ginge uns das nichts an. Wir merken die Inflation direkt in unseren Geldbörsen. Wir können uns aber dazu verhalten. Und das ist doch schon etwas!
Diese Unterhaltung – ich nenne sie „Ich & Du“ auf meinem Instagram-Kanal – zeigt Ihnen einen Weg, mit der Inflation umzugehen. Indem Sie den sogenannten Warenkorb des Statistischen Bundesamtes kennen, ihn mit den eigenen Konsumausgaben vergleichen und Schlüsse daraus ziehen.
Inflation: Was ist die Inflationsrate?
Prinzipiell gesprochen drückt die Inflation eine Prozentrate aus, wie sich Preise über einen bestimmten Zeitraum verändern. Ist diese Rate positiv, zeigt sie uns, dass die Preise einer Volkswirtschaft tendenziell steigen. Die Folge ist, dass wir für unser Geld weniger Waren und Dienste kaufen können, wenn wir nicht eine Lohnerhöhung in gleichem Umfang erhalten. Unsere Kaufkraft sinkt also.
Ist die Inflationsrate dagegen negativ, was auch vorkommt, sinken die Preise im statistischen Schnitt und wir erhalten mehr für unser Geld. Hier würde die Kaufkraft steigen.
Inflation berechnet sich aus einem Warenkorb
Die monatlich angegebene Inflation ist dabei keine Zahl, die sich jemand ausdenkt. Hinter dieser Zahl steckt eine Sisyphusarbeit.
Die Inflationsrate basiert auf einem Warenkorb aus derzeit mehr als 650 alltäglichen Gütern und Dienstleistungen. Sie hat dabei auch offiziell einen anderen Namen. Sie heißt Harmonisierter Verbraucher-Preis-Index. Oder kurz: HVPI.
Den Warenkorb stellt das Statistische Bundesamt Destatis zusammen, gemeinsam und in Abgleich mit dem europäischen Statistikamt Eurostat. Denn der HVPI ist ein Index aller EU-Länder, die den Euro als Zahlungsmittel haben.
Für die Inflationsrate Preise sammeln
Jeden Monat schicken dann die nationalen Statistikämter, in Deutschland Destatis, Preisermittler’innen los. Sie schreiben anhand von vorgegebenen Listen die aktuellen Preise der 650 Waren und Dienstleistungen des Warenkorbes auf. Entweder direkt vor Ort beim gezielten Durchstreifen verschiedener Läden und Supermärkte, oder online via Preisrecherche.
Ich habe 2010 ein 30-minütiges Feature über den HVPI produziert – und darin Preisermittler’innen begleitet. Das Feature ist leider nicht mehr zu hören, aber Sie können es noch lesen: Deutschlandfunk: Bunte Mischung im Warenkorb
Bei der Preisrecherche von Destatis kommen mehr als 300.000 Einzelpreise zusammen. Diese werden gewichtet und zu einer Zahl verdichtet – zum HVPI.
Die Inflationsrate wird dabei in 2 Relationen angegeben:
Was misst die Inflation? Sie misst, wie sich die Preise gegenüber dem
1Vor-Monat oder
2Vor-JAHRES-Monat entwickelt haben.
Die Inflationsraten, die ich oben genannt haben, war die Preissteigerung zum Vorjahresmonat.
Statistischer vs. persönlicher Warenkorb
Das Interessante daran: Jede und jeder von uns konsumiert nicht alle Waren und Dienstleistungen so, wie es der Warenkorb der Statistiker vorsieht.
Und hier sind wir wieder im Spiel.
Denn wir haben eine persönliche Inflationsrate gemäß den Produkten, die wir konsumieren. Und die unterscheidet sich von der offiziellen. Nach oben oder unten, je nachdem, wie nah wir am Warenkorb konsumieren.
Wenn Sie jeden Tag Fleisch von konservativ gehaltenen Tieren essen und ich jeden Tag Gemüse beispielsweise, gebe ich prozentual mehr Geld aus als im Vorjahresmonat oder Vorjahresquartal. Denn: Gemüse ist im Februar um 10 % gestiegen, Fleisch um 4,1 %.
(Wobei Fleisch generell teurer ist, als Gemüse, sodass die absolute Preissteigerung beim Fleisch mehr ins Gewicht fällt als beim Gemüse.)
Beispiel, konventionelle Landwirtschaft:
Rindergulasch, 1 kg: rund 16 Euro
Lauch, 1 kg: rund 1,90 Euro
Für eine Mahlzeit braucht man etwa 250 g Gulasch plus Kartoffeln und Salat, z.B. oder etwa 300 g Lauch, ebenfalls mit Kartoffeln und Salat. Wir rechnen nur den Gulasch und Lauch.
250 g Gulasch = 4 Euro; 4,1 Prozent Inflation bedeutet ein Plus von 16,4 Cent.
300 g Lauch = 0,57 Euro; 10 Prozent Inflation bedeutet ein Plus von 5,7 Cent.
Persönliche Inflationsrate höher oder niedriger
Da ich beispielsweise kein Fleisch esse, fällt diese „Ware“ aus meinem Warenkorb heraus und schlägt sich nicht auf meine persönliche Inflationsrate nieder. Ich besitze auch kein Auto und brauche nicht täglich ins weit entfernte Büro zu fahren. Auch deshalb fallen für mich persönlich die enorm gestiegenen Benzinkosten nichts ins Gewicht. Weil ich sie nicht direkt habe. Sie fallen für mich nur indirekt an durch Transportkosten für Lebensmittel etc.
Und so ist es mit allen Waren und Diensten, die wir regelmäßig nachfragen. Deshalb hat jede und jeder eine eigene Inflationsrate.
Was tun gegen Inflation?
Das ist ein Ansatzpunkt, die Inflation für sich zu erkennen und — zumindest in Teilen — zu senken.
Sehen Sie sich also die Zusammensetzung des statistischen Warenkorbes an, die Gewichtung der einzelnen Waren und vergleichen Sie das mit Ihren Ausgaben. Dann können Sie Ihre persönliche Inflationsrate grob abschätzen. Und Sie sehen, welche Preise am meisten angezogen haben.
Mit diesem Wissen können Sie ausweichen oder nach einer Alternative suchen oder etwas weglassen …
Der Warenkorb als Preis-Kaleidoskop
Wie sich der Warenkorb der Statistiker zusammensetzt und welche Konsumausgaben wie stark in diesem gewichtet werden, erkennen Sie sehr gut im Preis-Kaleidoskop von Destatis. Um zu diesem interaktiven Kaleidoskop zu kommen, einfach auf das Bild klicken.
Dazu die auffälligsten Preisveränderungen im Februar 2022:
Was hilft noch gegen Inflation?
Steigern Sie Ihr Einkommen! Das ist etwas, was viele nicht auf dem Schirm haben. Irgendwann stoßen Sie mit Ausgabenkürzungen an Ihre Grenzen. Logisch. Betrachten Sie deshalb immer auch die andere Seite, die Einkommensseite, nicht nur die Ausgabenseite.
Verhandeln Sie ein höheres Gehalt, wenn Sie angestellt sind. Oder versuchen Sie, in eine besser bezahlte Stelle zu wechseln. Wenn Sie freiberuflich tätig sind, überlegen Sie eine Honoraranpassung oder erweitern Sie Ihre Dienstleistung um höher bezahlte Aspekte. Werden Sie kreativ.
Bei den Ausgaben erreichen wir irgendwann die Grenze des Umsetzbaren. Die Einkommensseite dagegen ist nach oben offen.
Und was hilft noch?
In Sachwerte investieren.
Sachwerte schützen erspartes Geld vor der Inflation. Wenn Sie Investieren lernen möchten, kommen Sie in meinen Vermögenskurs. Den von mir persönliche begleiteten Online-Kurs mit 8 Live-Webinaren biete ich 3 Mal im Jahr an. Er dauert 8 Wochen. Danach sehen Sie Geld mit anderen Augen, verstehen Wirtschaft und Börse, haben ein Depot und Aktien-ETFs. Und gehen auch noch mit Geld besser um. 😉
Hallo,
wenn etwas gut ist, sollte man es auch mal sagen und das tue ich hiermit.
Ich finde Ihre anschaulichen, beispielhaften Aufbereitungen aktueller Themen super gemacht.
Vielen Dank dafür!
LG Ulrike
Oh, vielen Dank Ulrike!
Liebe Danni,
danke auch von mir , toll wie verständlich Sie das Thema Inflation darlegen und erklären und ich bin begeistert vom Preis Kaleidoskop und diese Anschaung auf unser Mitwirken im positiven Sinne bezügl. der Infloation.
Vielen Grüße
Patrizia