Leserin A. findet, sie verdiene mehr Geld für ihre Arbeit und möchte um eine Gehaltserhöhung verhandeln. Um sich vorzubereiten, hat sie mir eine E-Mail geschrieben und um Hilfe gebeten.
Leserinnen-Frage:
Leserin A.
Wie berechne ich die Inflation auf die zurückliegenden vier Jahre? Ich habe seit vier Jahren keine Gehaltserhöhung bekommen und würde gerne in einem Gespräch mit meiner Chefin mit Fakten punkten. Über einen Tipp von dir würde ich mich freuen.
Die Geldfrau antwortet:
Okay, um auf diese Frage zu antworten, brauchen wir einige Daten zum Rechnen. Um Fakten für Leserin A. zu schaffen.
Zeit: 4 Jahre
Inflationsraten für Zeitraum: 2014 – 2017
Jahresgehalt: kennen wir nicht, nehmen wir an mit 54.000 €
Inflation
Die Inflationsraten für Deutschland finden sich beim Statistischen Bundesamt oder der Deutschen Bundesbank.
2017: 1,8 %
2016: 0,5 %
2015: 0,3 %
2014: 0,85 %
Für die Inflationsrate gibt es mehrere andere Begriffe:
Teuerungsrate, Preissteigerungsrate, Verbraucherpreisindex, Harmonisierter Verbraucherpreisindex HVPI (für die EURO-Zone)
Wir halten uns hier an den Verbraucherpreisindex für Deutschland. Er gibt an, um wieviel Prozent sich die Preise im Durchschnitt zum Vorjahr erhöht haben. Über alle Produkte, Waren und Dienstleistungen hinweg.
Kleiner Exkurs: Die Inflation lässt sich auch als Ausweitung der Geldmenge im EURO-Raum interpretieren. Als Geldmenge wird das Geld bezeichnet, das im Umlauf ist und mit dem wir, die Banken und die Wirtschaft hantieren. Zum Geld gehören Buchgeld und Bargeld. Buchgeld sind die Zahlenkolonnen auf Konten, digitale Überweisungen, Auszügen, Lohnabrechnungen, Wertpapiere …
Die Geldmengen (M3) der EURO-Zone umfasste im Februar 2018 11,9 Billionen Euro. Nur etwa 10 Prozent (!) davon sind Bargeld.
Rechnung 1 – Gehaltserhöhung wieviel Prozent?
Was tun wir jetzt? Wir sehen uns an, um wieviel das Gehalt von Leserin A. hätte steigen müssen, hätte ihre Chefin die Teuerungsrate ausgeglichen. Wir fragen also: Wie hoch hätte eine Gehaltserhöhung ausfallen müssen, jeweils nach einem Jahr.
Die Teuerungsrate dazu wandeln wir um in – Beispiel für 2014:
0,85 % = 0,85 : 100 = 0,0085
Per Hand können wir so rechnen, angefangen mit 2014:
2014
54.000 € + (54.000 € x 0,0085 ) = 54.459 €
oder kürzer:
54.000 € x 1,0085 = 54.459 €
Leserin A. hätte also 2014 am Jahresende 486 € mehr. Macht pro Monat 40,50 €
2015
Für dieses Jahr übernehmen wir das inflationierte Einkommen. Denn wir wollen ja das Wachstum über 4 Jahre haben. Also:
54.459 € x 1,003 = 54.622 €
2016
54.622 € x 1,005 = 54.895 €
2017
54.895 € x 1,018 = 55.883 €
Leserin A. hätte also 2017 bereits 55.883 € verdienen können, hätte die Chefin von sich aus den Kaufkraftverlust der Inflation ausgeglichen.
Das wären 1.883 € mehr im Jahr oder 157 € im Monat.
So zu Rechnen ist allerdings etwas umständlich, vor allem bei längeren Zeitreihen. Es geht auch einfacher, in dem wir die durchschnittliche Inflationsrate bilden. Wir wollen ja die Größenordnung zum Verhandeln.
Rechnung 2
Wir addieren die Prozentzahlen und teilen sie durch 4 Jahre:
0,85 + 0,3 + 0,5 + 1,8 = 3,45 / 4 = 0,8625 %
Im Durchschnitt der vergangenen 4 Jahre ist die Inflation um rund 0,863 % gestiegen. Und mit dieser Prozentzahl inflationieren wir die 54.000 € pro Jahr. Das erledigen wir mit dem
Inflationsrechner von zinsen-berechnen.de
Dort geben wir unsere Zahlen ein: Ursprungsbetrag: 54.000 €, Inflationsrate 0,863 %, Zeitraum 4 Jahre. Und Voila! Das Ergebnis* ist mit 55.888 € fast gleich.
Ergebnis Inflationsrechner für 54.000 € inflationiert mit jährlich 0,863 %
Rechnung 3
Sie können auch die einzelnen Prozentzahlen schlicht miteinander multiplizieren, wie bei der Zinseszinsrechnung – allerdings vorher addiert mit 1.
Also: 1,018 x 1,005 x 1,003 x 1,0085 = 1,03488
1,03488 x 54.000 € = 55.883 €
Antwort 1:
Leserin A. könnte im Gespräch mit der Chefin also erwähnen, dass Sie durch die Inflation der vergangenen 4 Jahre Gehaltseinbußen hinzunehmen hatte. Und dass sie gern einen Ausgleich von 2.000 € im Jahr hätte. Sie rundet also noch ein bisschen auf und geht mit 56.000 € Zielgehalt in die Verhandlung.
Antwort 2
Vielleicht nimmt Leserin A. diese Inflationsrechnung ihres Gehaltes aber auch nur als Zahl für den Hinterkopf mit. Und argumentiert gegenüber der Chefin mit dem Wert und Nutzen, den ihre Arbeit für Chefin und Firma hat. Je griffiger Leserin A. den Wert ihrer Arbeit der Chefin verständlich macht, desto höher stehen die Chancen auf eine Gehaltserhöhung.
Wieviel bewirkt Leserin A. also für die Firma? Sicher mehr als „nur“ 2.000 €. Also warum nicht gleich mit 60.000 € Jahresgehalt in die Verhandlung gehen?
Haben Sie auch eine Frage?
Dann in die Tasten gehauen. Und hierhin geschickt.
Oder kommen Sie zu meinem Frauen-Geld-Workshop, da rechnen wir noch wildere Dinge als die Inflation, zum Beispiel, wieviel Sie Rente brauchen. Oder buchen Sie ein Geld-Coaching, ganz persönlich mit mir (Das geht auch Online, wenn Sie nicht in Hamburg leben.)
*Wenn Sie im Inflationsrechner mit den angebotenen, historischen Daten für Deutschland rechnen zwischen den Jahren 2013 und 2017 (=Berechnungsgrundlage), dann weicht das Ergebnis um fast 50 Euro nach unten ab. Das liegt vermutlich an Rundungsdifferenzen.
Was ist aber mit Netto oder Brutto? Ich kaufe aus dem Netto ein, also wenn ich das Brutto verhandle, sinkt trotzdem meine Kaufkraft.
Müsste das nicht auf Netto berechnet werden, und dann im Brutto umgewandelt?
Hallo Flavius,
das ging auch. Bei beiden Rechnungen aber stoßen wir an die steuerlichen Grenzen und die Abgaben der Sozialversicherung. Denn! Je mehr Brutto wir haben, desto höher fällt die Steuer aus (Progression) und auch die Sozialabgaben – und desto weniger erhalten wir Netto.
Deshalb müssten wir eigentlich sauber gerechnet auch die Steuern und die Abgaben mit einbeziehen, die dann vom höheren Brutto abgebehn für dann das ausgerechnete Netto.
Deshalb favorisiere ich ja Antwort 2. Erfolgreicher beim Verhandeln unseres Gehalts sind wir, wenn wir von unserem Wert für die Firma argumentieren. Und die Inflation „nur“ im Hinterkopf haben.
mittlerweile sind wir, offiziell, bei über 10 % Inflation angelangt was bedeutet, dass in jedem 1000EUR, nun 100EUR nicht mehr drin vorhanden sind.
Der EURO hat damit an Kaufkraft verloren und das in Allen Bereichen unseres Lebens.
Auf die Monatlichen Arbeitsstunden zu übertragen, bedeutet das nichts anderes, dass bei 160 Std / Monat, 10 % davon sind 16 Stunden d.h. 2 Arbeitstage, für die Alle Angestellte kein Geld bekommen. Auf ein Jahr hoch zu rechnen, sollte es bei 10% bleiben, bedeutet das über 1 Monat ohne Bezahlung!
Das ist BETRUG!
Hi No Name,
sieht leider so aus. Betrug ist allerdings ein strafrechtlicher Begriff, der in diesen Zusammenhang der Inflation nicht passt. Es ist eine unsichtbare Enteignung der breiten Bevölkerung. Ob Enteignung Betrug ist, müssten Gerichte klären.