Es ist mal wieder DRAMA-Zeit in der weiten Welt des internetmedialen Seins. Wie so oft, wenn es an den Aktienmärkten auf und ab geht, überschlagen sich die Schlagzeilen auf den verschiedenen News-Portalen, aber auch teilweise in renommierten Zeitungen und Magazinen.
Könnte mir ja egal sein. Ist es aber nicht, weil die Schlagzeilen Panik transportieren und Angst schüren. Beides ist kontraproduktiv für alle Investor’innen. Vor allem aber machen sie jenen zu schaffen, die gerade ganz neu in Aktien-ETFs investiert sind, beispielsweise. Wenn die sowas lesen – wie in den vergangenen Wochen – dann kann einem ganz schön angst und bange werden:
Ein kleiner Ausschnitt:
Merken Sie beim Lesen, wie Ihnen langsam schlecht wird? Wie sie anfangen, sich zu grauen vor diesem MSCI World! Was für ein düsterer Bursche das wohl sein muss, dieser Index, fragt man sich doch. Zumindest frage ich mich das in einer launigen Minute.
In der nächsten werde ich ärgerlich. Soviel Clickbaits, so wenig Ernsthaftigkeit nicht nur in den Schlagzeilen bei einem Thema, das uns alle angeht: Investieren, um Vermögen aufzubauen für ein gutes Leben im Alter und als gesellschaftliche Teilhabe. Deshalb schreibe ich jetzt diesen Post, um Sie zu beruhigen und den am häufigsten angeführten „Argumenten“ zu begegnen.
Wichtig vorweg: Lassen Sie sich nicht irritieren, wenn Ihr MSCI-World-ETF zeitweise an Wert einbüßt. So ist das nun mal in der Welt. Da geht es auf und ab. Das „Auf“ wird auch wieder kommen.
Was die Kritik am MSCI soll?
Lärm machen. Klicks generieren, weil das die Währung im Online-Zeitalter ist!
Fast immer versteckt sich hinter den Überschriften viel heiße Luft und keine wirkliche Auseinandersetzung mit dem Industrieland-Index MSCI World. Denn Kritikpunkte gibt es durchaus.
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Kritik 1: Der MSCI World ist zu riskant
Ein ETF, also ein Exchange-Traded Fund, auf den MSCI World ist ein Aktien-ETF und damit per definitionem riskant. Weil die Anlageklasse riskant ist, nämlich Aktien.
„Zu riskant“ ist dann eine Frage der persönlichen Umstände und der eigenen Anlagestrategie. Wer mehr als 15 Jahre investiert ist, kann Kursabschwünge aussitzen und wird, zumindest historisch betrachtet, mit einer positiven Rendite belohnt werden. Zu riskant ist ein ETF auf den MSCI World Index nur für diejenigen, die sich nicht über das Wesen von Aktien-ETF informiert haben.
2023 hat der Index übrigens mehr als 13 % Plus gemacht, Stand 13. November. So wie hier der iShares Core MSCI World UCITS ETF (Acc), ISIN: IE00B4L5Y983.
Oder der Amundi MSCI World SRI UCITS ETF (Acc), ISIN: LU1861134382, Abruf: 8. November 2023. Hier hat der Index mehr als 10 % Plus gemacht.
Zu riskant also?
Kritik 2: Der Index ist gar kein Welt-Index
Hier meinen Kritiker: Im MSCI World, oder übersetzt WELT, sind gar nicht die größten, börsennotierten Firmen der WELT abgebildet, wie der Name suggeriert. Sondern „nur“ die der Industrieländer. Was heißt hier „nur“!
Der MSCI World bildet nun mal die wirtschaftliche Entwicklung von 23 Industrieländern ab, und nicht die der gesamten Welt, vertreten durch die größten börsennotierten Gesellschaften dieser Länder.
Wer in einen ETF auf den MSCI World investiert, hat vorher Factsheet und Basisinformationsblatt gelesen. Dort steht, was drin ist im ETF.
Eine hysterische Kritik, die Menschen abspricht, dass sie sich informieren, bevor sie ihr Geld loslassen. Für mich ist das Effekthascherei und Dramatisiserung von etwas, wo kein Drama ist. Wichtigtuerei? Womöglich. Ich bin hier für sachdienliche Erklärungen offen.
Kritik 3: Der Index ist nicht genug diversifiziert
Der MSCI World umfasst rund 1.500 Unternehmen. Es sind die größten Börsengehandelten aus 23 Industrieländern. Eine hohe Bandbreite, besonders, wenn wir sie mit Branchen-ETFs vergleichen, in denen sich manchmal nur 40 oder 70 tummeln.
Natürlich gibt es stärker diversifizierte, wie die All-Country-World ETFs. Da sind zu den Industrieländern auch die Schwellenländer drin. Mehr geht aber immer.
Kritik 4: Der MSCI World ist zu US-lastig
Hier haben die Kritiker einen Punkt. Mit aktuell 69 % sind US-Unternehmen sehr stark im Index vertreten, zu stark auch nach meinem Geschmack.
Stottert die Wirtschaft der USA, werden auch die Werte der börsennotierten Gesellschaften sinken und dann sinkt freilich auch der MSCI World Index. Eine reale Gefahr. Natürlich. Die USA waren aber nicht immer so stark. Ihr Anteil nahm durch unter anderem die Techfirmen wie Apple, Amazon oder Nvidia drastisch zu. Heißt: Das kann sich auch wieder ändern.
Fazit:
Lassen Sie sich nicht von solchen Überschriften aus der Ruhe bringen.
Wenn dem allerdings doch so ist, empfehle ich, nochmal nachzulesen oder überhaupt sich schlau zu machen, wie der MSCI World zusammengesetzt ist. Und damit die Aktien-ETFs, die sich auf ihn beziehen. Wer das weiß, lächelt nur müde bei diesen Mal-Wieder-Katastrophen-Artikeln.
Ausschließlich in einen ETF auf den MSCI World zu investieren, kann eine Strategie sein, ist aber höchstens ein Anfang.
Alternative sind die tatsächlichen Welt-ETFs, wenn wir denn dieser Wortwahl folgen wollen:
– MSCI All-Country World (ACWI)
– FTSE All-World
Diese Indizes beinhalten Unternehmen aus den Industrie- und Schwellenländern, große und mittlere, und sind deshalb breiter gestreut und nicht so US-lastig wie der MSCI World.
Lesetipp:
Der Finanzwesir hat sich just auch dazu Gedanken gemacht, und „lamentiert“: Mama, der Index performt nicht!
Selbst Bescheid wissen
Wenn Sie in Aktien-ETFs investieren lernen wollen, kommen Sie in meinen Vermögenskurs. Danach irritieren Sie nie wieder solche Headlines und anderes Getöse von vermeintlichen Experten.
Haben denn
– MSCI All-Country World (ACWI)
– FTSE All-World
eine bessere Performance?
Ich stimme dem Artikel aus vollem Herzen zu.
Hallo Stefan,
nein, weil die Emerging Markets, v.a. China, sich im Kurswert negativ entwickelt haben. Die wirklichen Welt-ETFs streuen aber das Risiko eines „Schwarzen Schwans“, der aus den USA in die Welt starten könnte.
Zu Kritikpunkt 1: korrekt, der Index hat dieses Jahr schon mehr als 10% plus gemacht. Aber der genannte „Amundi MSCI World SRI UCITS ETF (Acc)“ ist dafür ein sehr schlechtes Beispiel, weil er überhaupt nicht den „MSCI World“ Index, bestehend aus 1.511 Positionen, abbildet, sondern (wie der Name des Fonds auch schon andeutet) den „MSCI World SRI Filtered PAB Index“, bestehend aus nur 352 Positionen. Das ist ein anderer Index und damit auch ein ganz anderer ETF. Mehr oder weniger zufällig stimmt die Schlussfolgerung aber trotzdem.
Hi Tobias,
danke für die Ergänzung! Stimmt, die SRI Variante ist die ausgefilterte Version, aber kein anderer Index als der MSCI World. Ich ergänze es im Text mit einem konventionellen MSCI World.
Ob allerdings die 10%-tige Entwicklung eher zufällig ist und meine Schlussfolgerung ebenso, hm … nein. Die Zeit wird zeigen, welcher Index sich langfristig besser entwickelt, der Elternindex oder der ausgesiebte SRI.
Die Schlussfolgerung ist nicht zufällig, sondern folgerichtig.
Beste Grüße und Danke fürs Kommentieren!