Negative Geldglaubenssätze mit der eigenen Geldbiografie auflösen und schuldenfrei werden
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aktualisiert am 5. Januar 2023
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aktualisiert am 5. Januar 2023
20 Pfennig. 20 Pfennig bedeuteten mir als kleines Mädchen die Welt. Sonnabend früh durfte ich bei unserem Bäcker an der Ecke Brötchen holen. Und Pfannkuchen. Diese fluffigen, kleinen, in Zucker gefallenen Teigstücke. Gefüllt mit Erdbeermarmelade. Fünf Stück für eine DDR-Mark. Das Paradies! 20 Pfennig für das Paradies. Was das mit dem Wunsch zu tun hat, raus aus Schulden zu kommen? Noch ein wenig Geduld.
20 Pfennig für ein Paradies – das ist meine erste Erinnerung an Geld. Eine rundum positive. Und doch war meine Haltung gegenüber meinem später verdienten Geld nicht von positiver Energie geprägt, sondern von einer oberflächlichen Distanz. Ich gestand Geld nicht besonders viel Aufmerksamkeit zu. Vermutlicher Grund: In der DDR galt Geld als ein aussterbendes Ding.
Sie erinnern sich?
Im Kommunismus, der auf den Sozialismus folgt, hat sich Geld überholt. Da arbeitet jeder nach seinen Talenten und nimmt sich nach seinen Bedürfnissen. So einfach. So schön. So unrealistisch. (Private Schulden existieren in diesem System nicht.) Außerdem fehlte in der DDR dem Geld dieses Glamour-Image, sich alles kaufen zu können. Wir hatten ja nicht viel. Zu kaufen gab es schon gar nicht „alles“.
Warum also nach Geld streben? Vielleicht sogar nach Reichtum? Geld ist doch nicht alles und überhaupt – nicht wirklich wichtig!
Kennen Sie solche Selbsteinschränkungen im Kopf? Solche negativen Glaubenssätze bezüglich des Geldes? Frauen haben negative Glaubenssätze eher verinnerlicht als Männer. Warum das so ist, darum geht es zum Beispiel in meinem Grundlagenkurs Endlich die eigenen Finanzen im Griff.
Aber auch Männer hegen teils einen enormen Widerwillen gegenüber Geld. Diese Gefühle zu hinterfragen, kann sehr viel bewegen. Auch ohne Therapeut’in.
Dass meine Kindheit und die Gesellschaft, in der ich aufwuchs, einen derart prägenden Einfluss auf meine Geld-Haltung, meine Geldglaubenssätze, hat, wurde mir erst bewusst, als ich anfing, mich zu fragen, warum ich Geld gegenüber so wenig aufmerksam war. Ich fragte mich: Was bedeutet mir eigentlich Geld?
Haben Sie sich diese Frage auch schon gestellt? Sie ist gerade dann wichtig, wenn Sie das Gefühl haben, Ihnen rinnt Geld nur so durch die Finger. Sie können es nicht festhalten, sind womöglich verschuldet. Oder das andere Extrem: Sie haben Angst, Geld auszugeben, halten es fast zwanghaft zusammen. Das liegt sehr wahrscheinlich auch an Ihren Glaubenssätzen, an Meinungen über Geld.
Oder wenn Sie fast automatisch sonnabends einkaufen gehen, zum Shoppen irgendwelcher Klamotten, mit denen Sie sich für die anstrengende Woche belohnen. Das schadet nicht nur Ihrem Geldbeutel, sondern auch Ihrem Selbstwertgefühl.
Wenn Sie Schulden haben, und schuldenfrei werden wollen, selbst wenn die Kredite durch Krankheit oder Scheidung entstanden sind, zahlt es sich aus, sich die Frage zu stellen: Was bedeutet mir Geld. Es ist der Schlüssel dafür, raus aus den Schulden zu kommen. Wirkliche! Denn damit nähern Sie sich Ihrer Einstellung zu Geld und Ihren erlernten Glaubenssätzen und Regeln. Um schuldenfrei zu sein und zu bleiben, ist dieses Selbstgespräch enorm hilfreich.
Das wird oft vergessen oder angesichts der erschreckenden Zahlen hinten angestellt, wenn Menschen entschieden haben, sie möchten raus aus den Schulden. Dabei kostet das Nachdenken über die eigene Biografie kein Geld und Sie können es tun, wann immer Sie wollen.
Wenn Sie im Selbstgespräch sind, dann stecken Sie mittendrin im Erkunden Ihrer Geldbiografie. Ich kann Sie dazu nur ermuntern. Nicht nur, wenn Sie schuldenfrei werden möchten. Sondern gerade auch dann, wenn Sie sich Ihren Finanzen zuwenden wollen, um besser mit Geld umzugehen oder um ein Vermögen aufzubauen.
Die Soziologin Dr. Birgit Happel hat das treffende Wort „Geldbiografie“ für die biografischen Zusammenhänge bezüglich unseres Verständnisses von Geld geprägt. Die eigene Geldbiografie verrät uns, wie wir zu unseren Glaubenssätzen bezüglich Geld gekommen sind.
Die Wissenschaft hat längst bestätigt, dass die Art, wie wir mit Geld umgehen, immer durch die eigene Lebensgeschichte geprägt ist. Und in Kindheit und Jugend gelernt wird. Blockiert uns dieser gelernte Geldumgang und die unbewusst aufgenommenen Glaubenssätze, werden wir aus uns selbst heraus weder wohlhabend noch einen smarten Umgang mit Geld pflegen. Noch werden wir es schaffen, raus aus den Schulden zu kommen.
Unter den Begriffen „Mindset“ und „Glaubenssätze“ ist dazu schon massig geschrieben worden. In Büchern und im Netz. Ganze Heerscharen von Coaches verdienen damit ihre Millionen. 🙂 Stichwort: positive Geldenergie! Sie brauchen aber erstmal nicht meterweise Bücher oder Blogs zu lesen.
Sie können allein loslegen und dann merken Sie schon, wie Sie zurechtkommen.
Weil es wichtig ist, sich die eigene Geldbiografie anzusehen, habe ich mich mit Dr. Birgit Happel unterhalten. Als Soziologin arbeitet sie unter anderem als Referentin für Finanzbildung und Geldbiografien. Wir kennen uns vom Präventionsnetzwerk Finanzkompetenz. Sich der Sache Geld mit einem guten Gefühl zu nähern, macht – na klar – Arbeit.
Die eigene Geldbiografie und die Geldglaubenssätze zu erkunden, ist oft auch schmerzlich, weil alte Erinnerungen hochkommen. Aber es lohnt sich. Sie werden davon mehr profitieren, als Sie denken und es auf den ersten Blick erscheinen mag.
So gehen Sie vor:
1 Zappen Sie sich durch das Interview mit Geldbiografin Birgit Happel. (Auch wenn der Ton etwas wie Kai aus der Kiste klingt.)
2 Laden Sie sich meinen Geldbiografie-Zeitstrahl herunter. Dieser ist weder vollständig noch wissenschaftlich. Dafür kompakt und ein erster Schritt.
3 Holen Sie sich ein Blatt Papier und einen Stift (wichtig!) und antworten Sie spontan auf die Fragen in meinem Geldbiografie-Zeitstrahl.
4 Zurücklehnen, nachdenken, reflektieren. Mit einer guten Freundin oder einem Freund darüber reden. Eigene Schlüsse aus den Antworten ziehen. Umsetzen.
+ Website Dr. Birgit Happel geldbiografien.de, Gastbeitrag „Ihre Geldbiografie: Der Schlüssel zum Zusammenspiel von Geld und Werten“
+ Das Emotion-Magazin hat eine einfache Anleitung zur Biografiearbeit.
Dr. Petra Bock, eine der profiliertesten Business-Coaches Deutschlands, hat ein sehr gut zu lesendes Buch geschrieben.
Nimm das Geld und freu dich dran. Wie Sie ein gutes Verhältnis zum Geld bekommen.
Im Buch erklärt Bock auf rund 200 Seiten das Geheimnis des wahren Wohlstandes – der im Kopf beginnt). Sie geht ausführlich darauf ein, wie Sie Ihr finanzielles Selbstwertgefühl stärken können. Am Schluss macht sie Lust darauf, persönliches Wachstum als eine Form des Lebensstils zu verstehen. Wenn Sie wirklich raus aus den Schulden wollen, dann lesen Sie auch dieses Buch.
Artikelfoto: Pezibaer @Pixabay
Ich bin ebenfalls ein großer Fan davon, die persönliche Geld-Auto-Biografie nieder zu schreiben und dann direkt damit zu arbeiten. Im Schreibprozess, gerade wenn ich diesen auch noch mit unbewusstem Schreiben unterstütze, so wie das z.B. Vera F. Birkenbihl immer mal wieder propagiert hat, ist der Erfolg noch nachhaltiger und wirksamer.
Danke für diesen wertvollen Beitrag zur Geldautobiografie.
Danke Simon!
Tolles Thema aufgegriffen….
In meinen Augen ist es DAS alles entscheidende Finanzthema, was man zuerst angehen sollte.
Die Frage nach der richtigen Sparquote oder der passenden Anlage bringt einen nur geringfügig voran, wenn man seine limitierenden Geldglaubenssätze nicht auflöst.
Ja, so sehe ich das auch. 🙂
Ich empfinde die mehrfache Zwischeneinblendung in Textform in dem Video von Vera Birkenbiehl „Gutmenschen“ sehr fragwürdig, in welchem Kontext steht das?
Liebe Stefanie,
diese Einblendungen kannte ich noch nicht. Sie waren im Original-Video nicht vorhanden, als ich es eingestellt habe. Das wurde nachträglich reingeschnitten.
Ich habe das Video gelöscht.
Vielen, lieben Dank für Deinen Hinweis!