Aktualisiert am 15. Nov. 2022
Jedes Jahr bin ich froh, wenn die Steuererklärung weggeschickt ist. Per „Sende-Button“ in meinem Lohnsteuerprogramm. Die Erklärung mache ich schon immer selbst, ohne Steuerberater’in.
Als Freiberuflerin bin ich dazu verpflichtet, eine Steuererklärung abzugeben. Tue ich das nicht, würde das Finanzamt meine Einkünfte, also meine Steuerschuld, schätzen – und ich würde ziemlich sicher draufzahlen.
Wie ist das bei Ihnen?
Müssen Sie eine Lohnsteuererklärung abgeben? Oder machen sie diese freiwillig? Und: Kennen Sie die Frist, bis zu der Sie die Steuererklärung abzugeben haben? Mit und ohne Steuerberater’in?
Steuer-Software hilft bei der Steuererklärung
Das deutsche Steuerrecht gehört zu den kompliziertesten der Welt. Dennoch kann jede und jeder seine Steuererklärung auch ohne Steuerberater’in erledigen. Spezielle Computer-Programme helfen dabei selbst-erklärend und sehr übersichtlich.
Ich nutze beispielsweise die WiSo-Steuersoftware. Und Elster, das Portal der Finanzbehörden.
Wer muss, darf oder sollte eine Steuererklärung abgeben?
Viele von uns sind verpflichtet, eine Steuererklärung abzugeben; manche dürfen sie abgeben, wenn sie das möchten. Das aber sind nicht viele. Die Mehrheit ist tatsächlich zur Abgabe der Steuererklärung an das zuständige, örtliche Finanzamt verpflichtet.
Grob gesagt muss dann eine Steuererklärung eingereicht werden, wenn das Finanzamt davon ausgehen könnte, dass die Steuerpflichtigen noch nicht die Steuer komplett an den Staat gezahlt haben, die sie zahlen müssten, mit allen Einkünften.
Wer darf?
- Angestellte mit Steuerklasse 1 oder Steuerklasse 4 dürfen freiwillig die Erklärung abgeben.
Aber nur, wenn sie …
… keinerlei zusätzlichen Einkünfte haben
… nur einen Arbeitgeber haben
… keine Freibeträge eingetragen sind. - Geringverdiener mit einem Einkommen unter dem Grundfreibetrag von 10.347 € für Alleinstehende, 20.694,- € für Verheiratete (2022)
Wer muss?
- Ehe-Paare mit Steuerklassen-Kombination 3 und 5
- Ehe-Paare mit Steuerklassen-Kombination 4 mit Faktor
- Angestellte mit zusätzlichen Einkünften von mehr als 410 Euro pro Jahr – z. B. aus der Vermietung einer Wohnung, Pachteinnahmen, Rente, Kapitalerträge wie Dividenden, Zinsen
- Wenn Sie mehr als 10.347 € als Alleinstehende’r oder 20.694 € als Paar verdienen, und ein Freibetrag eingetragen wurde, für Fahrtkosten zur Arbeit, Kinderbetreuungs- oder Ausbildungskosten z. B.
- Wer mehrere Arbeitgeber hat
- Bei Bezug von steuerfreien Entgeltersatzleistungen von über 410 Euro im Jahr – z. B. Kurzarbeitergeld, Zuschuss zum Mutterschaftsgeld, Altersteilzeitzuschläge
- Wer geschieden wurde und im selben Jahr wieder geheiratet hat
- Selbständige, Gewerbetreibende, Freiberufler
Wer sollte?
- Alle 🙂
Auch, wenn Sie nicht verpflichtet sind, lohnt es sich fast immer, eine Steuererklärung abzugeben.
Wie das Statistische Bundesamt errechnet hat, erhielten im Jahr 2017 fast 90 Prozent derjenigen, die eine Erklärung abgegeben hatten, Geld vom Finanzamt zurück. Fast 90 Prozent! Im Schnitt rückerstattete das Finanzamt 935 Euro. Ein hübsches Urlaubsgeld. 🙂
Rückwirkende Steuererklärung – bis 2018
Wer freiwillig eine Erklärung abgibt, kann dies bis zu 4 Jahre rückwirkend tun. Wenn Sie sich also jetzt, 2022, entscheiden, doch noch ihre Steuererklärungen abzugeben, könnten Sie zurückgehen bis zum Jahr 2018! Ein Versuch ist es Wert. Zumal völlig risikolos.
Sehen Sie sich dazu unbedingt das folgende Interview an, das ich mit Steuerberaterin Benita Königbauer geführt habe. Da sind wichtige Informationen im letzten Teil für all jene, die freiwillig die Steuererklärung abgeben wollen.
Keine Abgabe trotz Pflicht? Die Steuerberaterin antwortet:
Das sei nicht wirklich eine clevere Idee, sagt die Münchner Steuerberaterin Benita Königbauer, zur Abgabe einer Erklärung verpflichtet zu sein und sie nicht abzugeben.
Mit ihr habe ich über die Steuerklassen-Kombination 3 und 5 für Ehepaare gesprochen.
Wer diese Steuerklassen-Kombination gewählt hat, muss eine Steuererklärung einreichen. Für verheiratete Frauen ist diese Steuerklassen-Kombi eher ungünstig. Auch darum geht es im folgenden Interview und was passieren kann, wenn Erwerbstätige keine Erklärung abgeben.
Noch mehr Informationen
+ Fristen – bis wann Erklärung einreichen? Kompakte Auflistung der Steuerhelden
+ Fristen-Rechner – persönliche Frist der Abgabe errechnen
Foto: Anna Shvets @pexels
Liebe Dani,
recht vielen Dank für die Ratschläge. Im Moment bin ich als Freelancerin tätig, und habe einige Stolpersteine bei der Steuererklärung. Wegen des Spagats zwischen Familie und Arbeit habe ich nicht genug Zeit, die Fragen beim örtlichen Finanzamt zu klären. Eine fachliche Beratung würde bestimmt Hilfe leisten.
Liebe Helga,
das Finanzamt ist allerdings günstiger. Es ist verpflichtet, dir gratis Auskunft zu geben. Und Zeit kostet beides: zum Steuerberater zu gehen oder beim Finanzamt anzurufen. Schätze, du bist mit einem Anruf beim FA schneller. 🙂
Vielen Dank für den interessanten Beitrag zur Steuererklärung. Meine Bekannte hat sich neulich selbständig gemacht. Noch bevor sie ihre Firma gegründet hat, war sie auf einen Steuerberater angewiesen. Um Fehler zu vermeiden, hat sie alle Arbeiten rund um Finanzen einem Professionellen überlassen.
Hi Heike,
„alle Arbeiten rund um Finanzen einem Professionellen überlassen“ halte ich allerdings für nicht klug. Steuerfragen gehören zur Steuerberaterin/berater. Aber nicht „alle Arbeiten rund um Finanzen“. Sich mit dem Finanzpart in einer Selbständigkeit auszukennen ist enorm wichtig. Sonst entmündigen wir uns selbst.
Hallo Leute,
ich habe leider nur 8 Monaten im Jahr 2021 gearbeitet, dann würde leider arbeitslos.
Würde sehr gern wissen, ob ich eine Steuererklärung abgeben kann. (Steuerklasse 1.)
Bedanke mich im voraus LG Mirzai
Kann, sicherlich. Ich würd’s machen.
Hallo, ich war dieses Jahr bis März noch in der Schule und ab Juli hab ich gearbeitet. Kann ich trotzdem eine Steuererklärung machen?
Hallo Karlotta,
eine Steuererklärung lohnt sich für dich, wenn du mehr als den Steuerfreibetrag von 9.984 € verdienst und Ausgaben z.B. Bewerbungskosten, Fahrtkosten zur Arbeite etc. hast, die du in der Steuererklärung ansetzen kannst und die dein zu versteuerndes Einkommen senken. Allerdings weiß ich zu wenig über deine Situation, um dir wirklich einen Rat zu geben.