Finanziell frei: Boris Becker und seine (ausgegebenen) Millionen – 10 Finanz-Lektionen
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Echt jetzt? Ja, echt! Boris Becker hatte Vieles – einen guten Start ins Leben, Kampfgeist, Ehrgeiz, sportliche Erfolge, viele Zukunftsperspektiven und schon mit 18 Jahren erreichte er finanzielle Unabhängigkeit.
Boris Becker, die deutsche Tennislegende, verdiente mit Preisgeldern, Sponsoren- und Werbe-Einnahmen Millionen. Sein früherer Manager Ion Tiriac meint, er sei zu seiner Zeit der reichste Sportler der Welt gewesen. Manche schätzen seine Gesamteinnahmen auf bis zu 170 Millionen Euro. Eine Größenordnung, die Becker nie bestätigte. Die letztlich aber auch nicht wichtig ist.
Wichtig ist: Becker verdiente Millionen, konnte sie aber nicht halten und schon gar nicht ein Vermögen daraus wachsen lassen. Seit Juni 2017 kämpft er gegen die Privatinsolvenz. Ein Gericht in London machte dies öffentlich. Der Stern brachte Beckers finanzielles Dilemma in bewährter Dramatik auf den Punkt.
Aus Boris Beckers Absturz vom Multimillionär zur Privatinsolvenz lässt sich vieles lernen und zeigt eines mal wieder deutlich:
Deshalb ist dieses „Ich-will-reich-Sein“ schräg. Der Dreh ist: „Ich-will-reich-bleiben!“ Wer seinen Reichtum verprasst, ist bald nicht mehr reich. Und verspielt seine finanzielle Unabhängigkeit. Deshalb: Wer finanziell unabhängig sein will, gibt sein Vermögen nicht aus, sondern nur die Erträge daraus!
Niemand würde schließlich seinen Apfelbaum fällen, um etwas zu Essen zu haben. Sondern ihn lieber pflegen und auf die Früchte warten, sie genießen und lagern.
Finanziell unabhängig sind wir, wenn wir unser Vermögen pflegen und daraus soviel einnehmen, das es unsere Ausgaben deckt.
Also, was lernen von Boris Becker für die eigene finanzielle Unabhängigkeit und einen aufgeklärten Umgang mit Geld?
Ernst nehmen im Sinne von: Geld ist wichtig. Wie die Familie, Freunde, das Äußere. Es ist mir nicht egal. Denn was egal ist, ist nicht wichtig.
Wie aber kann ich Geld wichtig nehmen, ohne das mich der Gedanke daran auffrisst? Oder mich unsympathisch macht? Gerade Frauen fragen sich sowas ja.
Indem ich mir bewusst werde, wie ich zu Geld stehe. Und woher das kommt. Und was mir Geld bedeutet. Welche Gefühle ich gegenüber Geld hege – negative oder positiv stimulierende?
Kurz: Selbstreflexion über die eigene monetäre Sozialisation. Das mag hochtrabend klingen, ist aber DER entscheidende Schritt zur finanziellen Selbstbestimmtheit und dem Vermögensaufbau.
Nur, wer sich selbst um sein Geld kümmert, bei dem bleibt es auch.
Ohne Ziel kein Weg. Wer kein Ziel hat z.B. die finanzielle Unabhängigkeit, läuft nicht los, ist nur schwer zu motivieren und denkt nicht an morgen. Wie will ich leben? Und mit wem? Will ich eine Familie gründen? Ein Haus bauen? Im Ausland leben – wann? Was will ich beruflich erreichen? Was begeistert mich?
Welche Ziele hatte Boris Becker nach seiner aktiven Karriere? Wir wissen es nicht. Von außen sind schwerlich Ziele zu erkennen. Dafür: teure Scheidung, teure Affäre, überdimensionierte Immobilie auf Mallorca, unternehmerische Fehlinvestments, Wucherzinskredit …
Wer Lebensziele hat – die müssen nicht groß sein -, macht sich Gedanken, wie sie erreichbar sind. Dabei kommt ganz automatisch das Finanzielle mit auf den Tisch.
Sein Geld ernst zu nehmen heißt nicht, alles selber zu machen. Die Steuererklärung kann delegiert werden wie andere Zuarbeiten auch.
Nur: Blindes Vertrauen in „Berater“ ist der Sargnagel für einen aufgeklärten Umgang mit Geld und vor allem für die eigene finanzielle Unabhängigkeit! Nachfragen, interessiert sein, sich bilden, kontrollieren. Das bedeutet, die Zügel in der Hand zu halten. Nur dann sind fundierte Entscheidungen drin. Und nur dann arbeiten Berater im Sinne ihrer Auftraggeber’innen und nicht vorrangig zum eigenen Vorteil.
Boris Becker schien sich beim Geld vornehmlich auf andere zu verlassen (wie viele Sportler es tun). Er wurde wegen Steuerhinterziehung angeklagt und verurteilt, stritt um Rechnungen, setzte als Risikokapitalgeber viel Geld in den Sand. Und machte damit andere reich und sich ärmer.
Hat Boris Becker einen Überblick darüber, was er ausgibt im Monat und was er einnimmt? Wie sein Geld angelegt ist? Welche Hypotheken worauf liegen? Was also seine finanzielle Unabhängigkeit begründet? Beispiel: In London wohnt er in einem der teuersten Stadtteile, in Wimbledon, schreibt der Stern. Monatliche Haus-Miete sollen 22.000 Euro sein.
Eine Regel zum guten Umgang mit Geld besagt: Gib nicht mehr als 25 % deiner verfügbaren Einnahmen für Miete aus. Legt man diese Regel den 22.000 Euro zugrunde, müsste Boris Becker monatlich mindestens über 88.000 Euro verfügen, beziehungsweise im Jahr über 1 Million Euro. Plus Steuern.
Wozu dieser verschwenderische oder unüberlegte Lebensstil?
Wer finanziell unabhängig sein will, minimiert seine Ausgaben und maximiert seine Einnahmen. Und legt die Differenz eigenverantwortlich an.
Wenn Sie Ihre persönlichen Finanzen ordnen möchten, habe ich etwas für Sie: Online-Kurse und Coachings.
Über die Zahlungsmoral von Boris Becker schreibt der Stern in Ausgabe 28:
„Oft wusste er nicht, wer die First-Class-Flüge und die First-Class-Hotels bezahlte.“
Becker zahle oft spät oder gar nicht; sogar der Pfarrer musste für die Trauung von Becker mit Lilli 2009 angeblich sein Honorar einfordern. Folge: Beckers Liste von Steuerstrafprozessen und anderen Finanz-Streitigkeiten sei lang, schreibt der Stern. Das aber alles kostet zusätzliches Geld – für Anwälte, Strafen, Ordnungsgelder etc.
Klingt nicht nach aufgeklärtem Umgang mit Geld. Ohne den aber ist die finanzielle Unabhängigkeit nicht zu halten und schon gar nicht zu erreichen.
Boris Becker schuldet einigen Leuten offenbar viel Geld. So soll er sich bei einem Milliardär 2,1 Millionen Euro geliehen haben. Zu 25 % Zinsen, so die Recherchen des Stern. Aber nicht, um das Geld zu investieren, sondern, um offene Rechnungen zu begleichen. An einen Bauunternehmer, Steuerberater, an das Finanzamt. Sich selbst soll Becker den Rest, etwa eine Million, überwiesen haben.
Wegen dieses Kredits über 2,1 Millionen Euro nötigte das Londoner Insolvenzgericht im Juni 2017 letztlich Becker zum „Offenbarungseid“.
Becker brauchte den Kredit für seinen Lebensstil. Ein Konsumkredit ganz offensichtlich ohne Rückzahlungsplan. Allein die Zinsen summieren sich in einem Jahr auf 525.000 Euro! In zwei Jahren auf mehr als 1 Million. Ein guter Umgang mit Geld sieht anders aus. Konsumkredite machen abhängig. Zins und Tilgung müssen auch mühelos aus den laufenden Einahmen finanzierbar sein. Sonst Finger weg.
Das hätte Becker besser auch getan.
Ein Fehler, den Frauen immer noch zu oft begehen: Sie unterschreiben Bürgschaften für die Firma des Ehe-Mannes, des Freundes, der sich dann bei der Pleite dieser Firma aus dem Staub macht. Zurück bleiben die Verbindlichkeiten, die mit der Bürgschaft an den Frauen hängen bleiben. Futsch ist damit das eigene Vermögen und Rücklagen. Meist folgt die Privatinsolvenz.
Für Becker ging es glimpflich aus. Er unterschrieb für das Internet-Start-up Sportgate im Jahr 2000 eine 1,5 Millionen Bürgschaft, die bei der Insolvenz von Sportgate fällig wurde. Ein Gericht entschied aber später, Becker müsse nur einen Bruchteil zahlen. Glück gehabt in diesem Fall. Aber auch hier wieder: Anwaltskosten, Gerichtskosten, verlorene Zeit …
Wer in 5 Jahren eine Immobilie kaufen will, fängt nicht an, sein Geld in Aktien anzulegen. Auf den nächsten Urlaub spart man nicht mit ETFs. Und wer ein Rentenvermögen aufbauen und es in 30 Jahren nutzen will, legt sein Geld nicht auf das Sparbuch. Finanzplanung und Geldanlegen geht immer Hand in Hand mit der Lebensplanung. Sonst verpufft die Energie des Geldes, im schlimmsten Szenario drohen Verluste und finanzielle Unwuchten.
Hatte Becker ein Strategie für seine Finanzen? Er gab Risikokapital in Start-ups, von denen viele scheiterten; er besaß drei Autohäuser, baute eine Mega-Villa auf Mallorca … – passte das zu seinen Lebenszielen? Nichts von seinen Investments scheint ihm Geld einzubringen oder eingebracht zu haben. Sonst hätte er nicht einen 2,1-Millionen-Kredit mit Wucherzinsen von privat aufnehmen müssen.
Jede Geldanlage hat ihre eigenen Regeln. Sie sind alle erlernbar.
Beispiel Immobilien. Wer sich eine Immobilie zulegt, hat vieles zu bedenken. Soll sie vermietet oder selbst genutzt werden? Ferienwohnung oder Stadtwohnung? Kreditfinanziert oder aus Rücklagen bezahlt? Neubau oder Sanierung?
Für mich sind bei Immobilien zwei Überlegungen entscheidend, die Sie sicher kennen: Lage – für den Wert der Immobilie ist ihre Lage das Kriterium. Und: Beim Kauf oder Neubau schon an den Wiederverkauf denken, auch, wenn er nicht geplant ist oder nur eine Möglichkeit darstellt.
Beide Basisregeln hat Boris Becker bei seiner Villa Son Col auf Mallorca wohl nicht in Betracht gezogen. Das Luxusanwesen liegt abseits auf einem riesigen Grundstück und ist mit 1.600 Quadratmeter Wohnfläche überdimensioniert. Sie stand jahrelang zum Verkauf. Preis auf Anfrage. Sie soll mal für 12 Millionen Euro angeboten worden sein.
Hand auf’s Herz: Verstehen Sie Riester, Rürup? Die Gebühren von Bausparverträgen? Oder wissen Sie, welche Unternehmen in Ihrem Aktienfonds stecken? Auf Anhieb? Was unterscheidet ein Start-up, das mir gefällt, von der Konkurrenz? Und warum baut dieses Unternehmen bessere Kühlschränke als das andere?
Geldanlagen für den Weg in die finanzielle Unabhängigkeit sind übersichtlich: Aktien, ETFs, Immobilien, Anleihen, Tagesgeld.
Wer investiert, ohne seine Geldanlage, das Unternehmen dahinter, die Branche zu verstehen, kauft eine Blackbox. Die Zukunft ist ohnehin unvorhersehbar. Dann zusätzlich das Glück herauszufordern durch den Erwerb von Blackboxen führt nicht zum Vermögensaufbau. Höchstens zu Altersvorsorgeprodukten. Damit aber ist keine finanzielle Unabhängigkeit zu erreichen.
Beckers Stil auf dem Tennisplatz war: Alles oder Nichts. Sein deutscher Gegenpart Michael Stich agierte anders: Kontrolliert und strategisch. Und deshalb wohl für Zuschauer manchmal auch langweilig.
Die Spielstile von Becker und Stich spiegeln sich auch in ihren Finanzen wieder, obwohl sich das mit den Finanzen sehr gut erlernen lässt: Boris – koste es, was es wolle. Kein Gedanke an morgen. Stich überlegt, zurückhaltend. Von Stich sind keine finanziellen Skandale bekannt, er leitet erfolgreich seine Stiftung. Und er spielt noch Tennis. Boris nicht mehr.
Sieht nach viel lernen aus, das mit der finanziellen Unabhängigkeit? Und dem guten Umgang mit Geld? Ist es aber gar nicht. Gehen Sie Schritt für Schritt vor. Es ist ein Prozess, den Sie beginnen. Der sich entwickelt und Sie dorthin führt, wohin Sie das wollen – finanzielle Unabhängigkeit, Eigentum, Vermögen – wenn das Ihre Ziele sind.
Das Wichtigste: Fangen Sie an, finanzschlau zu werden. Das können Sie in meinen Online-Kursen tun. Ich unterstütze Sie dabei.
So, aber jetzt. Das letzte Wort gehört Boris Becker und der Frage: Wo hat er nur sein ganzes Geld gelassen?
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PS: Ach, Herr Becker, Sie können sich jederzeit bei mir melden, für ein Geldcoaching. Würde mich sehr freuen!
+ Beckers Insolvenzmeldung bei Gericht
Ein Gericht in London hat heute Boris Becker u.a. wegen Insolvenzverschleppung zu 2,5 Jahren Haft verurteilt. Er wurde in 4 von 24 Anklagepunkten schuldig gesprochen. Richterin Deborah Taylor im Urteilsspruch: „Ich erkenne an, dass das Verfahren demütigend für Sie war. Sie aber haben keine Demut gezeigt.“
Hallo Dani,
ein sehr schöner Artikel darüber, wie man eben nicht mit Geld umgehen sollte. 🙂
Boris Becker ist ein gutes Beispiel für jemanden, der zwar große sportliche Talente hatte, aber kein gutes geschäftliches Gespür.
Und er hatte auch nicht die Klugheit – zum Beispiel als er nur noch 50 Mio. EUR besaß und somit bereits rund 120 Mio. EUR verbraten hatte – sich einen klugen Berater zu suchen.
Zum Beispiel Ion Tiriac, der wohl deutlich besser mit Geld umgehen kann als Boris Becker.
Jeder ist halt seines Glückes Schmied.
In diesem Sinne,
herzliche Grüße
Jürgen
Danke Jürgen!
Vielleicht wäre es gut, sich als Geld-Coach auf Sportler zu spezialisieren, damit sie das Beste aus ihrem verdienten Geld machen können 🙂
Grüße!