Alt werden ist nichts für Feiglinge.
Diesen Satz soll die Hollywood-Schauspielerin Mae West in ihren letzten Lebensjahren zu einem jungen Reporter gesagt haben. Sie hat recht. Da können sich smarte Werber in ihren 30ern noch so sehr anstrengen und schrill über „Best Ager“ oder „Silver Surfer“ philosophieren. Wer älter ist als 45 weiß, wie die Realität aussieht und aussehen wird. Und dass Altersarmut bei Frauen in Werbespots nicht vorkommt.
Wenn Sorgen das Alter von Frauen bestimmen
Alt werden und alt sein lässt sich mit Würde aushalten, wenn wir uns aufgehoben fühlen und wissen: Ich brauche mir über den nächsten Morgen keine Sorgen zu machen. Das erscheint einem in jungen Jahren womöglich banal. Das ist es aber nicht. Das „sich-nicht-sorgen-müssen“ hat dabei auch mit Geld zu tun. Mit ausreichend Geld.
Wer ausreichend Geld hat, kann als alter Mensch am gesellschaftlichen Leben teilhaben, in einer komfortablen Wohnung leben, sich wichtige Medizin kaufen, mal eine Reise unternehmen und jemanden anständig für Pflege bezahlen.
Ohne Geld wird das Leben beschwerlich bis unwürdig. Dabei ist Altersarmut in unserem reichen Land für Millionen Menschen Alltag, nicht Ausnahme. Und die Altersarmut bei Frauen liegt deutlich über der von Männern.
Frauen erhalten oft weniger als 600 € Rente
Gerade Frauen sind von Altersarmut betroffen und bedroht. 2017 liegt die durchschnittliche, gesetzliche Rente einer Frau bei 665 Euro im Monat, so die Deutsche Rentenversicherung. Wenn sie gesetzlich rentenversichert ist. Die meisten Rentenbezieherinnen liegen sogar unter diesen 665 Euro monatlich.
Ich könnte mit dieser Rente noch nicht einmal mein jetziges Wohnen bezahlen, geschweige denn davon leben.
Ich habe viel gelesen und auf Fachtagungen – wie kürzlich vom Präventionsnetzwerk Finanzkompetenz in Berlin veranstaltet – von Schuldnerberaterinnen, Verbraucherschützerinnen und Familienhelferinnen gehört, warum ausgerechnet Frauen arm sind im Alter. Das hat viele Gründe: persönliche, gesellschaftliche, politische.
Einige dieser Gründe können Frauen selbst ausschalten. Beziehungsweise so beeinflussen, dass sie nicht in die Altersarmut rutschen. Andere müssen Politik und Gesellschaft ändern. Aber auch da können und müssen wir Frauen Druck machen. Altersarmut bei Frauen muss nicht sein!
Hier ist meine Liste der Beobachtungen, was Frauen vor Altersarmut wirksam schützt. Und was Sie selbst tun können.
Altersarmut bei Frauen – das schützt davor:
1 Lückenlose Erwerbsbiografie
Teilzeit, Arbeitslosigkeit, lange Elternzeit senken Chancen für mehr Lohn und Verantwortung. Vermeiden!
Und wenn doch, vom Vater des Kinder, der Kinder, einen finanziellen Ausgleich für die Altersfürsorge einfordern. Zum Beispiel durch freiwillige Beiträge in die gesetzlichen Rentenversicherung. Oder durch den Aufbau eines Extra-Vermögens im Eigentum der Frau.
2 Gut bezahlte Berufe wählen
Es ist noch ein weiter Weg dahin, bis „typisch weibliche Berufe“ fair und hoch entlohnt werden. Kämpfen wir dafür. Bis es soweit ist müssen Berufe her, die besser bezahlt werden als Krankenschwester, Pflegerin, Verkäuferin … akademische Berufe zum Beispiel werden deutliche höher bezahlt, oder Handwerksberufe. Da kann Frau auch noch ihre eigene Chefin sein.
3 Ein hohes Lohneinkommen
Mit einem Niedriglohn-Job ist Frau arm – und bleibt es auch im Alter. Verbannen wir Niedriglohn-Jobs aus unseren Biografien! Regelmäßig Gespräche für einer Lohnerhöhung führen. Nur wer fordert, kriegt auch was!
4 Denkverbote rund ums Geld abhaken
Mit Sätzen wie: „Ich kann doch nicht über Geld reden!“ blockieren Frauen sich selbst. Weg damit. Reden wir über Geld, gerade auch mit unseren (Ehe-)Partnern. Offen. Bereit zu lernen, sich auszutauschen. Und auch bereit zum Einfordern von Teilhabe am gemeinsam erarbeiteten Wohlstand. Denn ohne die Frauen, die die Kinder hüten, könnten die Väter nicht in den Job gehen. Elternschaft ist Teamarbeit.
5 Bewusst mit Geld umgehen
Geld ausgeben können wir auch im Alter. Verdienen nur in jungen und mittleren Jahren. Konsumschulden schränken ein, auch wenn das paradox klingt, und zu hohe Hypothekenschulden ebenso. Und mal ehrlich, wer braucht schon dieses alberne Image-Dropping „mein-Haus-mein-Boot-mein-SUV-meine-Luxus-Urlaube? Klinken Sie sich aus der Konsumspirale aus. Kaufen Sie, was Ihnen wichtig ist. Ihnen. Nicht anderen.
6 Vermögensaufbau selbst in die Hand nehmen
Wer sich von anderen sagen lässt, wie Geld zu investieren, sparen und anzulegen ist, wird nicht viel von seinem Geld haben. Im schlimmsten Fall kein Vermögen aufbauen trotz guten Einkommens. Sicherheit gibt es nicht! Selbst informieren, schlau machen, Bücher lesen, fragen, neugierig sein sind die besten Voraussetzungen für ein gutes Auskommen im Alter. Immer!
7 Denken in langen Zeiträumen
Ein Frauen-Leben ist lang. Wie wunderbar! Das Finanzielle jahrzehntelang aber auf später zu verschieben, führt direkt in die Altersarmut. Der schlimmste Fehler von Frauen beim Thema Geld ist das Verdrängen und die irre Ansicht, Geld sei nicht wichtig im Leben. ES IST WICHTIG. Nicht Vogel-Strauß spielen, sondern Kopf hoch, Brust raus und ran an’s Geld.
8 Keine Kinder bekommen
Von Altersarmut sind vor allem alleinerziehende Frauen betroffen und bedroht. Nicht Männer. Ein Armutszeugnis unseres reichen Deutschlands. Das ließe sich freilich ändern. Mit aus Steuermitteln (!) bezahlten Mütterrenten, mit einem armutsfesten Einkommen für alle, mit gleicher Teilhabe der Väter an Kindererziehung und -pflege, mit freien Betreuungsangeboten … Die Liste ist lang.
Bis dahin bleiben Kinder ein Armutsrisiko für Frauen (wie gesagt, nicht für Männer).
9 Persönliche Beziehungen pflegen
Geld spendet keine Wärme, erzählt nichts, kann nicht mit uns lachen, weinen und uns helfen. Dagegen tun die Freunde und Familie. Wer für andere da ist, wird geborgen sein. Auch im Alter, wenn wir es am dringendsten brauchen.
10 Eine gesunde Lebensführung
Kranksein zermürbt, kostet Unmengen an Geld, Zeit und vor allem Lebensfreude. Helfen wir denen, die nicht das Glück haben, in einem gesunden Körper zu leben. Und achten wir auf unseren.
Der erste Schritt gegen Altersarmut bei Frauen
Der erste Schritt ist:
Stellen Sie sich dem Thema Finanzen und hören Sie auf, es vor sich herzuschieben. Jetzt gleich.
Der Anfang ist gar nicht so schwer, wie er scheint.
1 Lernen Sie in meinem Online-Kurse „Endlich die Finanzen im Griff“ Ihre Finanzen zu verstehen und zu managen und neu zu denken.
2 Nehmen Sie Geld wichtig und investieren Sie in sich. Weil Geld wichtig ist, solange wir in einer kapitalistischen Wirtschafts- und Geldordnung leben.
3 Am einfachsten ist es, sich der Geldfrau-Gruppe auf Facebook anzuschließen. Dort gebe ich Tipps und Gedankenanstöße zum Geld.
Foto oben: Jill Wellington @ pixabay
Hallo,
Millennials vor Altersarmut bewahren ist meine Mission. Doch wie schafft man das am besten?
In dem man früh anfängt, etwas zurückzulegen und wenn es anfangs nur 25 Euro pro Monat sind. Steigt das Einkommen, kann auch der Sparbeitrag steigen.
Wenn man früh anfängt, kann zudem der Zinseszinseffekt in Ruhe seine Arbeit verrichten.
Das macht über 30 oder 40 Jahre eine Menge aus.
Und so kann man Altersarmut vermeiden.
Aber leider interessieren sich Frauen statistisch gesehen weniger für Geld als Männer.
Da sollte sich etwas ändern.
Viele Grüße
Jürgen
Lieber Jürgen,
dann sind wir beide auf einer guten Mission: Frauen und junge Menschen für eine eigenverantwortliche Zukunft zu begeistern und Möglichkeiten aufzuzeigen.
Ich stelle bei Frauen aber immer öfter fest, dass sie anfangen, Spaß am selbst verdienten Geld zu haben und an der Materie! Die Initiative lohnt also.
Grüße zurück!
Dani
Liebe Geldfrau
Ich würde mich freuen, wenn du ein paar Worte der Weisheit/Ermunterung für mich hättest. Ich habe die meisten deiner Armutsfallen (keine Kinder, lückenlos gearbeitet, ordentlich bezahlter Job) umschifft und bin jetzt mit 65 in Rente und mit etwas Geld, vorwiegend in Fonds investiert (auch wenn ich viel zu viel an tollen Beratern verloren habe!). Jetzt habe ich Angst! Was mache ich bloss, damit mein Erspartes noch einigermaßen Zinsen abwirft aber nicht in Gefahr ist sich zu halbieren, da nicht ordentlich untergebracht.Valerie
Vielen d
Dank im Voraus
Eine nervöse Rentnerin
Liebe Valerie,
wieso hast Du jetzt plötzlich Angst? Du scheinst ja vieles richtig gemacht zu haben. Wenn Du lückenlos gearbeitet hast mit gutem Geld dann erhältst Du eine ordentliche Rente aus der GRV.
Was Du mit Deinen Fonds machst? Da aus der Ferne etwas dazu zu schreiben, wäre unseriös.
Vielleicht hilft ein Lesetipp: „Klar denken, klug handeln“ von Rolf Dobelli
Sonnige Grüße!
PS: kleine Richtigstellung: Es sind nicht „meine“ Armutsfallen :), sondern die, die ich und andere Beobachter’innen ausgemacht haben.
Ich bin nun 66 Jahre alt und seit einem Jahr in Alersrente. Jetzt frage ich mich, wie hätte ich etwas zurücklegen können.
Immer war ich als alleinerziehende Mutter bemüht meinen Kindern eine gute Ausbildung etc. zu geben, gleichzeitig habe ich auch ein wenig an mich gedacht und freudig getanzt, gesportelt, damit der Alltag bewältigt werden konnte. Meine Firma hatte für mich eine Drektversicherung abgeschlossen – man sollte ja vorsorgen. Ich war entspannt, was ist passiert, ich musste nun fast die Hälfte von der Versicherung an das Finanzamt abtreten und darf noch 10 Jahre Krankenkasse dafür bezahlen. Da ich mir erlaubt habe, ein gebrauchtes Auto von dem Geld zu kaufen und den Rest an das Finanzamt abgegeben habe, ist nun mein finanzielles Polster weg.
Was soll ich tun? Ich gehe wieder arbeiten und hoffe dass ich das Polster wieder erarbeiten kann (aufpass: Finanzamt streckt natürlich auch gleich wieder die Flosse aus).
Liebe Elfi,
Ihren Ärger kann ich gut verstehen. Der Bundestag hat das entsprechende Gesetz 2004 verabschiedet. Seither gehen 18% aus Betriebsrenten an die Krankenversicherung.
Doppelverbeitragung heißt das. Ein unverschämtes und unsoziales Gesetz der SPD-Regierung Schröder.
Aus der Ferne gesprochen hätte ich kein Auto gekauft, angesichts Ihrer Lage. Was ist mit Ihren Kindern? Können die Ihnen Geld zuschießen?
Ich wünsche Ihnen alles Gute!
Hallo, liebe Geldgemeinde,
hatte nie Geld, lange Zeit krank und alleinerziehend mit 2 Kindern mit Sozialhilfe durchgeschlagen, keine Schulden, aber auch keine Rücklagen.
Aber dann mit über 50 Jahren Vollzeitstelle im Beruf ergattert, zwei Sparverträge über den Arbeitgeber abgeschlossen aus Angst vor Altersarmut und nun glücklich in Rente, von der ich leben kann.
Hab mich in der Zeit der Berufstätigkeit weiter sehr zusammengerissen, was das Geldausgeben betrifft und hab es geschafft, mein kleines Reihenhaus bis Rentenbeginn abzuzahlen, auch mit Hilfe der Sparverträge. Wieviel von diesen Sparverträgen am Ende noch von der Garantiesumme an Staat und KK weggeht, sagt einem vorher keiner, mir jedenfalls nicht. Es bleibt das Gefühl, dass es taktisch klüger gewesen wäre, dieses Geld selbst anzulegen oder sogar nur unters Kopfkissen zu packen.
Jetzt aber endlich mein Anliegen:
habe ein Haus geerbt, es verkauft und nun ein mir völlig unbekanntes Problem: was mach ich in diesen Zeiten mit dem Geld? Die Bank will 0,5% Verwahrentgelt, die Inflation nagt und ich stelle fest, dass ich mit wenig Geld prima umgehen kann, mich nun aber überfordert fühle.
Ein absolutes Luxusproblem, ich weiß.
Aber was mach ich denn nun? Einen Teil muss ich zur Verfügung lassen für evtl. Reparaturen an dem Häuschen, in dem ich lebe.
Unberechenbar bleibt meine Krankheit (MS). Vielleicht brauch ich doch noch mal den besten Rollstuhl der Welt, hab aber nicht viel Power, mich mit der KK rumzuschlagen.
Bin jetzt 72 Jahre alt, also kein besonders langfristiger Anlagehorizont. Für mich geht es nicht um Geldvermehrung, sondern nur um Vermögenserhalt., sofern nicht für sinnvolle Ausgaben verbraten.
Wer hat guten Rat für mich?
Grüße von
Susanne
Liebe Susanne,
Hut ab, was du nicht nur finanziell im Leben auf die Beine gestellt hast.
Für dich ist vor allem erst einmal wichtig zu planen, wie viel Geld du von dem Immobilienverkauf für dein Leben in den nächsten 5 Jahren brauchst. Nur Geld, das du nicht brauchst in den nächsten 5 – 10 Jahren könntest du riskant anlegen z.B. am Aktienmarkt.
Mein Rat? Lies Hartmut Walz „Einfach genial entscheiden im Falle einer Finanzkrise“, da steht viel drin, um Vermögen zu sichern.
Alles Gute!
– Dani
Guten Tag, vielen Dank für den Artikel. Sehe ich auch so. Beschäftige mich erst seit paar Jahren konstruktiv mit dem Thema Finanzen. Hab mich aus Schuldenfallen und Privatinsolvenz rausgekämpft. Bin jetzt 55, schuldenfrei, spare gerade einen kleinen Notgroschen an. Habe außer Rente nichtvorgesorgt, vorsorgen können. Bekomme wegen chron. Erkrankung volle EM Rente, die ca bei 900 brutto liegt. Nicht sehr aufbauend. Mit Zuverdienst bin ich z. Zt. bei 1150 €. Ich würde gern noch investieren, aber mehr als 150 € fest monatlich sind nicht drin. Machen da ETF noch Sinn? Bin ein wenig ratlos. Würde mich über Feedback freuen. Mit freundlichen Grüßen Maryam R.
Hallo Maryam, sich aus Schulden herauszuarbeiten ist eine große Leistung! Hut ab.
Mit 55 kannst du noch in Aktien investieren, und damit in Aktien-ETFs. Du brauchst das investierte Geld ja nicht alles auf einmal mit 65 oder 67, und kannst das Meiste im Markt lassen. 150 € monatlich ist auch ein prima Betrag. Du könntest auch parallel Notgroschen aufbauen UND investieren.
Viel Erfolg!
Alles Liebe – Dani
Hallo, ich bin 38, kinderlos und arbeite in Teilzeit.
Da ich erst studiert habe und danach jahrelang auf Honorarbasis gearbeitet habe, zahle ich erst vermutlich erst seit ca. 2017 geringfügig in die staatliche Rentenkasse ein. Nebenbei führe ich ein Sparbuch, auf dem sich über 10.000€ befinden.
Was wären jetzt kluge Entscheidungen, um am Ende vielleicht 1000€ pro Monat Rente zu haben?
Lieben Gruß aus Mecklenburg-Vorpommern.
Liebe Moni,
reichen dir wirklich 1.000 € Rente? Die Frage ist auch: 1.000 € gesetzliche Rente oder 1.000 € generell Rente?
Wenn du 1.000 € gesetzliche Rente haben möchtest, müsstest du ab sofort das Durchschnittsentgelt verdienen, um pro Jahr 1 Entgeltpunkt zu erhalten. Dann hättest du in 29 Jahren, mit 67, roundabout 29 Entgeltpunkte. Stand heute kämst du damit bei einem Rentenwert von 36 € auf 1.044 € Rente. Heute, wohlgemerkt. Was in 29 Jahren ist, weiß niemand.
Das Durchschnittsentgelt beträgt 2023 vorläufig 43.142 € Bruttoeinkommen im Jahr.
Willst du 1.000 € privat ansparen, müsstest du – die 10.000 € einbezogen – müsstest du ab sofort zwischen 200 und 250 € pro Monat z.B. in Aktien ETFs investieren, um mit 67 Jahren, bis du 95 bist, eine Rente um die 1.000 € zu haben. Sie steigt mit 2 % pro Jahr.
Das nur als kleine Idee. Wenn du das angehen willst, komme in meinen ETF-Vermögenskurs
Alles Gute!